Sonntag, 27. November 2011

Beben

Irgendwann setze er sich einfach hin. Er war äusserlich eigentlich ruhig, schon fast totenstill wenn man der Exaktheit einer Beschreibung verfallen ist, trotzdem bebte und regte es in ihm, als wäre das Epinzentrum genau in seiner Seele mit einer Stärke, die keine Richterskala zu definieren vermag. Diese innerliche Erregung kam ganz plötzlich, leicht schleichend, aber noch im unbewussten Bereich, brach sie auf einmal aus ihm hervor oder der Situation entsprechend eher IN ihm und brachte das ganze Gleichgewicht durcheinander. Er sass nun einfach nur da und starrte die Welt an, die Welt aber kümmerte sich nicht um ihn. So kam es ihm jedenfalls wohl vor, oder viellicht war es aber auch das gänzliche Gegenteil, die Welt kümmerte sich beinahe zu stark um ihn und er starrte sie nicht nur an, er frass sie regelrecht mit seinen Blicken. Er saugte sie ein und auf, bis ins kleinste Detail und ordnete und sortierte ihre Einzelteile aufs genause mit hifel seines kognitiven Ablagesystem. Äusserlich sah man ihm dieses Rege schaffen nicht an, innerlich aber wurden gedankliche Überstunden geleistet, die weder in Ferien umgewandelt oder zusätzlich ausbezahlt werden konnten. Und da Sonntag war wurde erst ersichtlich, dass auch keinerlei Wochenend oder Nachtarbeits Zusätze gab. Gearbeitet wurde aber auf hochtouren, die Maschinen und Computer ratterten und knatterten, sein Inneres bebte. Er sass ruhig auf seinem Platz und schaute aus sich heraus in die Welt. Die Welt lag ihm zu Füssen, und sie ging an ihm vorbei, unabsichtlich und ohne jegliche eigene Kontrolle. Das beben gab nach und liess ab, obwohl sowohl er, wie auch alle seine inneren Persönlichkeiten, die sich in seinem ICH manifestierten, wussten, dass Nachbeben folgen werden oder, und was aus Erfahrung der letzten Wochen eher wahrscheinlich schien, dies erst der Vorläufer zu noch viel grösseren Beben waren. Er sass da und es war ruhig in ihm und er stand auf und lief davon, so schnell als flüchte er vor der Welt. Diese war aber bereits weitergezogen, unbeabsichtigt, ohne jegliche eigene Kontrolle.

Montag, 31. Oktober 2011

things and propreties two










Prolog

Alles begann mit einem grünnen Strich. Er zog sich durch den ganzen Raum, von der linken unteren Ecke, quer durchs Wohnzimmer, um die Ecke, durchs Schlafzimmer und endete ganz oben rechts. Er war nur ca. 10 cm breit und franste da und dort aus, als wäre der Pinsel, der ihm seinen Gang gab, nicht ganz der von der neusten Sorte gewesen. Er war plötzlich da, aus dem nichts, ohne das jemand gesehen hätte wer ihn dahin gemalt hat oder woher er selber enstanden ist. Er lang da, brach im Raum und niemand wusste wohin und woher.

Der grüne Strich verweilte, ohne zu zucken, sich zu regen oder zu hegen. Er lag still einfach nur da und warf das Licht mit grüner Reflexion zurück in den Raum. Dieser wurde mit einem matten Schein überzogen, als wäre es ein kleiner Rasen der sich über die Wände hin zur Decke erstreckte. Der grüne Strich lag trotzdem nur da und weilte seinem Sein.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Ab ins Blaue

Ab ins Blaue
einfach Mal wieder raus
raus aus all dem sumpfigen Morast, der meine Füsste an Ort und Stelle hält
als wären sie in graumen Zement gebettet worden
um dann mit meinem ganzen Sein
im grossen Meer der Belanglosigkeit versenkt zu werden

Ab ins Blaue
einfach Mal wieder rein
rein in die neue Welt einer plötzlichen Lockerheit
die wie eine zweite Realität als Zufluchtsort schon lange nur auf ihre Entdeckung wartete
sie sprgent den Beton, hält dich raus
raus aus all dem sumpfigen Morast
immer mehr und immer besser je tiefer du in sie hineinsiehst
und deine reale Aktivität auf ihre scheinbare Realität überträgst

Und als du schliesslich versuchts aufzustellen
als du das Glas hingestellt hattest
zog es dich doch tief ins weite Meer
der Beton
steht dir nun bis zum Hals...

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Pechsträhne

(her)Abfallend, hoch über das Haupt, in voller Länge und Stärke, auf allen nur (be)denklichen Ebenen, durchdringend und verstrickt, oberflächlich und doch in die Tiefe zeigend, umgarnt und doch irgendwie alleine, geradlinig, manchmal sich aber doch windend, spitz ins Scbwarze zielend, um nach gewissen Zeit doch wieder Gabelungen zu begehen, über die Zeit, über die Jahre, immer und immer wieder anders. Ein einzelnes Jahr macht noch keine Pechsträhne!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Keine Ahnung!

Keine Ahnung! Dachte er sich. Wie sollte er auch, er hatte darüber ja keinerlei Informationen. Er war einfach nur da, zur falschen Zeit am falschen Ort, er wartete nur einfach an diesem Platz, wie sollte er da eine Ahnung haben. Er hatte sie einfach nicht.

Er hatte diese Absicht nicht bereits als er das Gebäude verliess, er fasste sie sich einfach spontan, als er sein Handy zusammenklappte und nochmals über die eben gehörten Worte nachdachte. Er beschloss simpel einfach nur zu warten und platzierte sich für diese Tätigkeit, die eigentlich genau keine solche wirklich darstellt, unter die besagte Linde. Es waren erst Minuten vergangen seit dem Gespräch, noch weniger seit er seine Füsse auf die Wurzeln stellte, wie sollte er da bereits Antworten haben? Wie?

Es war ihm schleierhaft, wie alle von ihm erwarten konnten, etwas von ihm zu hören, über das er sich selber noch kaum im Klaren war. Das wurde ihm bewusst, nicht direkt, aber irgendwie immer stärker, als er der Stimme am anderen Ende der Telephonkonversation lauschte und nach Antworten, Lösungen und weiteren Ansätzen suchte. Sie wurden alle von ihm verlangt, doch er geriet ins wanken, nicht offensichtlich mit dem Körper, aber innerlich rüttelte und schüttelte seine Seele sein Gewissen so richtig durch und schnürte auf diese Weise immer weiter den dünnen Faden, an dem alles noch zu hängen schien immer weiter um seine Kehle. Wer kann sprechen, wenn ihm die Luft wegbleibt? Er hatte keine Ahnung und doch öffnete er langsam den Mund.

Er hatte noch keine Erwartungen als er das leise Summen aus seinem Hosensack vernahm, er machte sich auch noch keine grossen Gedanken, als er die Nummer und den dazugehörigen Namen dem Display entnahm, er hatte noch keine Ahnung was ihn erwarten wird. Er hatte keine Ahnung und hat sie noch immer nicht gefunden. Kann man eine Ahnung finden? Es raste ihm durch den Kopf, die Gedanken kreisten um sein Haupt, als wäre er die Sonne, die letzte im ganzen Universum, die immer mehr erstarrte und erlosch. Die Gedanken aber kreisten immer schneller, dass ihm ganz sturm wurde und er sich an die Rinde der Linde lehnte. Immer noch mit offenem Mund, ahnungslos und nach Antworten suchend.

Er stammelte und röchelte, wohl nicht äusserlich, aber innerlich versprach er allen alles und schickte in Gedanken alle seine Gedanken und Überlegungen durch den virtuellen Kommunikationsstrahl zurück zum ausgehenden Anrufer. Die mündliche Antwort für den Moment blieb er aber schuldig. Er hatte doch keine Ahnung.

Ich glaube schon, dass das Leben doch einfach schön ist! Sagte das kleine Mädchen, seine Frage selbst beantwortend, nahm ihn an der Hand und ging mit ihm nach hause. Er war ruhig, beruhigt, er brauchte keine Ahnung zu haben, nicht immer war eine Antwort nötig.

Die Sonne schien noch den ganzen Tag.

Dienstag, 3. Mai 2011

Die Geschichte die das Präsens satt hatte

Die Geschichte stand am Rande vor dem Abgrund, durchaus gewillt endlich den Schritt zu wagen, der sie aus der Alltagsletargie des Prosas reissen sollte. Würde sie sich über die Hürde wagen, in das tiefe Schwarz, das vor ihr klaffte stürtzen, würde es unweigerlich im Erzählstrang ihres seins eine unverrückbare Veränderung geben. Das Präsens würde in die Zukunft fallen und somit einen leisen Kondenstreifen der Vergangenheit hinter sich herziehen.

Die Geschichte hatte sich diesen Schritt schon seit langer Zeit überlegt. Auch wenn sie schon einige Male erzählt wurde und wohl auch noch weiterhin erzählt werden würde, immer war das Präsens die Handlung der Protagonisten leitend. Es war immer ein neuer Dienstag an dem das Anfangsstück des roten Fadens langsam von der Spuhle gewickelt wurde und es blieb auch Dienstag, eigentlich blieb es immer der Moment in dem die Geschichte erzählt wurde, denn das Präsens war unumstösslich. So dachte jedenfalls die Geschichte, damals, heute und sie war sich sicher, sie werde es noch weiterhin bleiben.

Die Geschichte war es müssig, immer und immer wieder aus dem hier und jetzt entscheiden zu müssen, was für den Leser oder dem Erzählendem Lauschenden wohl das Beste wäre. Sie wollte nicht einfach nur sein, nein, sie wollte etwas gewesen sein, was man sich immer und immer wieder mysthisch und ehrfurtsvoll zuraunt und weitererzählt. Genau so aber wollte sie etwas werden, etwas auf das sich einjeder freuen kann, auf das der eine oder die andere schon sehnlichst gewartet hatten endlich in ihrem Ohr wie Butter in der Bratpfanne zergehen zu lassen. Sie wollte bewirken und bewirkt haben... und nicht einfach nur den Moment leben. Sie wollte Geschichte geschrieben haben und Geschichte geschrieben werden...sie wollte etwas bewegen.

Die Geschichte stand am Rande des Abgrundes der sich von ihr auftat. Sie sinierte sich nochmals alle Überlegungen durch ihre Zeilen und Absätze hindurch. Sie schrieb die Gedanken zwischen die Zeilen. Und auch wenn sie dies im Präsens tat und dies auch immer noch tut und auch immer tun wird. Die Geschichte schreibt Geschichte... immer und immer fort.

...

Dienstag, 4. Januar 2011

Klarheit

Blitzblank war der See. Dies aber nicht aufgrund der vorherrschenden Windstille, die den Wasserspiegel in solchen Begebenheiten einem frisch gewachsten Parkettboden gleich zu machen scheint, es war an diesem Mittwochnachmittag viel mehr das Eis, das dem Gewässer eine Glätte gab, die so nur selten anzutreffen ist.

Auf dem Eis lag kein Schnee. Es war kein feiner Flaum auf der glatten Eisfläche zu sehen, kein Flaum, der eine solche winterliche Gewässerlandschaft in den vielen Filmen, Bildern und Geschichten sonst zu einer zarten, wintermärchengleichen Traumwelt verwandelte. Kein Flaum, den die Kinder und kindgebliebenen Erwachsenen mit ihren Schlittschuhen, die sie nur ganz selten noch aus dem Schrank, oben im hintersen Winkel des Dachbodens hervorkramten, wenns wiedermal so kalt geworden ist, dass die sehen hierzulande gefrieren.

Die Fläche war Spiegelglatt. Im Himmel schoben siche die grauen Wolken umher, prallten auf und liessen sich Ziehen. Wie gerufen von diesem Schaupspiel glitzerte durch das fahle Licht nun das strahlende und gleissende Weiss der Sonne. Sie ertrank die Traumwelt mit ihrem Schein, fühlte die schwarzen Flecken mit Sicht und machte blasse Stellen zu bleich-weissem Winterzauber. Die Sonne drückte, sie drückte und zwängte sich aber nicht nur durch die Himmelsdecke, als hätte sie mit einer gezackten Schere einen grossen Schnitt in das verwaschene Leinentuch gefressen, sie drückte mit ihrem ganzen fröhlichen Strahlen auch auf den blitzblanken See.

Tauwetter war die Folge. Tauwetter, wie früher, nach dem die kalten Winter langsam den Fühlingstemperaturen wichen, als die Sonne, wie sies zwar auch in den Wintermonaten tat, nun aber mit frühlingsgefühlen die Winterherze ewärmte und zum schmelzen brachte. Es taute nun überall, auf den Bäumen, in den Wäldern, auf den Dächern, die sich mit getossen und lauten Knarren bemerkbar machten und die Eisschicht über ihren Ziegeln in Form von grossen Eisbrocken von sich stiessen und zu Boden warfen, als wollten sie dem alt-religiösen geheiss 'Asche zu Asche, Staub zu Staub' noch ein 'Wasser zu Wasser' hinzufügen, ganz egal welchem Aggregatszustand sich die Flüssigkeit gerade zuzählte, und so taute es auch auf dem See.

Der See regte sich. Wellen enstanden vom leichten Wind, der die warmen Wintertemperaturen sanft durch die Lüfte wog und so manchen Kälteschock vergesen lies. Tauwetter wars nun, nichts ungewöhnliches für diese Zeit. Und dieses Tauwetter schuf Klarheit, oder wollte es zuminest. Es war Tauwetter im tiefwinterlichen Januar.