Dienstag, 3. Mai 2011

Die Geschichte die das Präsens satt hatte

Die Geschichte stand am Rande vor dem Abgrund, durchaus gewillt endlich den Schritt zu wagen, der sie aus der Alltagsletargie des Prosas reissen sollte. Würde sie sich über die Hürde wagen, in das tiefe Schwarz, das vor ihr klaffte stürtzen, würde es unweigerlich im Erzählstrang ihres seins eine unverrückbare Veränderung geben. Das Präsens würde in die Zukunft fallen und somit einen leisen Kondenstreifen der Vergangenheit hinter sich herziehen.

Die Geschichte hatte sich diesen Schritt schon seit langer Zeit überlegt. Auch wenn sie schon einige Male erzählt wurde und wohl auch noch weiterhin erzählt werden würde, immer war das Präsens die Handlung der Protagonisten leitend. Es war immer ein neuer Dienstag an dem das Anfangsstück des roten Fadens langsam von der Spuhle gewickelt wurde und es blieb auch Dienstag, eigentlich blieb es immer der Moment in dem die Geschichte erzählt wurde, denn das Präsens war unumstösslich. So dachte jedenfalls die Geschichte, damals, heute und sie war sich sicher, sie werde es noch weiterhin bleiben.

Die Geschichte war es müssig, immer und immer wieder aus dem hier und jetzt entscheiden zu müssen, was für den Leser oder dem Erzählendem Lauschenden wohl das Beste wäre. Sie wollte nicht einfach nur sein, nein, sie wollte etwas gewesen sein, was man sich immer und immer wieder mysthisch und ehrfurtsvoll zuraunt und weitererzählt. Genau so aber wollte sie etwas werden, etwas auf das sich einjeder freuen kann, auf das der eine oder die andere schon sehnlichst gewartet hatten endlich in ihrem Ohr wie Butter in der Bratpfanne zergehen zu lassen. Sie wollte bewirken und bewirkt haben... und nicht einfach nur den Moment leben. Sie wollte Geschichte geschrieben haben und Geschichte geschrieben werden...sie wollte etwas bewegen.

Die Geschichte stand am Rande des Abgrundes der sich von ihr auftat. Sie sinierte sich nochmals alle Überlegungen durch ihre Zeilen und Absätze hindurch. Sie schrieb die Gedanken zwischen die Zeilen. Und auch wenn sie dies im Präsens tat und dies auch immer noch tut und auch immer tun wird. Die Geschichte schreibt Geschichte... immer und immer fort.

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