Samstag, 30. Januar 2016

Der Wind und die Nacht (Natan I)

Der Wind zog um die Häuser. Es war bereits spät in der Nacht. Er pfiff durch jede Ritze, die sich ihm in den Weg stellte. Sie war trotzdem noch jung. Er liess Gardinen knarren und Bäume knurren. sie lag wie eine schwarze Decke über der Stadt. Was er erfasste, liess er zittend und schwankend zurück. Sie war soweit fortgeschritten, dass sie unabsichtlich alles verbarg, was sich nicht aus ihren Schatten erheben konnte. Er schlich allem nach, was noch bewegte. Sie liess alle und alles was sich nach dem Licht sehnte schneller bewegen. Er haderte mit seinem Schicksal, dass er sein Dasein doch nicht selbst unter Kontrolle hatte. Sie haderte damit, dass sie immer und immer wieder in Erscheinung treten musste, auch wenn es ihr gar nicht danach war. Er war vergänglich. Mit der Nacht kam die Stille.

Meine kleine Schwester macht Randale in der Stadt








Montag, 25. Januar 2016

Wandern (Ted II)

Wandern war das Ziel der Reise. Es war nicht das Ende oder der höchste Punkt, sonder einfach die Tätigkeit an sich. Und so wanderte er einfach nur umher während er bei sich lag und die Seele über sich aufgeähngt dahinbaumeln liess. Die Wanderung war im Grund nicht wirklich anstrengend, die verschiedenste Dinge, die den Wegrand zäumten waren indes nicht gerade energiesparend. Immer wieder öffnete sich Pfade und Wege, die zwar einerseits einen neuen Geschichtsstrang öffnen konnten, aber ihn auch andererseits gegen die Wand laufen lassen konnten. Er lag wandernd auf seiner Couch und horchte tief in sich hinein, seinen schweren Tritten lauschen und seiner Grazie im Tanzschritt ergözend. Stehenbleiben war nicht seine Art, er musste immer in Bewegung sein, es spielte dabei keine Rolle auf welche Art. Es machte ihn zwar rasend, wenn sich alles immer nur im Kreis drehte, dennoch erfüllte es ihn mit Zufriedenheit, nach doch alles seinen Gang. Und obwohl er seine Beine von sich gestreckt hatte, seine Augen geschlossen auf seine baumelnde Seele gerichtet, so war es ihm zum aus der Haut fahren zu Mute. Rastlos ratlos, aber restlos aufgelöst in Raum und Zeit, zumindest in diesem Moment in der er auf seiner Couch lag.

Freitag, 8. Januar 2016

Vom Finden und Suchen I (Ted I)

Die Kurzsichtigkeit war der Bandwurm, der sich langsam, aber stetig, durch alle Windungen seines Gehirns bohrte, als wäre es sein Dickdarm, der eigentlich nur die Restnährwerte der letzten geistlichen Mahlzeit verarbeiten wollte. Seine Kurzsichtigkeit konnte weder mit Brille noch Linsen oder Laser behoben werden, die Schärfe seines Durchblicks war völlig in Ordnung, viel mehr lag es in der Natur der Sache, die Ideen, Einfälle und Gedanken, aber auch all die Probleme spriessen liess, als wären sie Bäume eines unendlich scheinenden Waldes. Und so blickte er tief vor sein inneres Auge, ohne dabei die gänzliche Tiefe je erreichen zu können, als würde sein Einsehvermögen trocken schwimmen und sein gesunder Verstand ab all dem Durchzug, der durch die Wipfel der Baumpromenade wehte, den Schnupfen nicht abwenden können. Die Nieser benebelten jedesmal aufs Neue seine Sinne, schüttelten ihn durcheinander, als würden all die abgelegten Erinnerungen zu einem grossen Memory-Spiel gehören, das, einmal gelöst, durch denselben Vorgang wieder aufs Neue seine Karten aufzudecken forderte. Aber fair fand er das Spiel schon lange nicht mehr, ohne dass er sich der Unmöglichkeit eines Selbstbetruges wirklich sicher war. Er fand schliesslich immer, was er suchte, und sobald er hatte was er eigentlich nicht wollte, begann er wieder zu finden und begab sich auf die Suche. So drehte er sich im Kreis, immer wieder.