Mittwoch, 5. August 2009

Wasserstand

Das Wasser stand ihm bis zum Hals und er mitten drin. Er stand mitten im Wasser und stand gleichzeitig mit beiden Beinen auf dem Boden. Fest war dieser Boden nicht, nicht mehr. Aufgedunsen der Teppich und aufgeweicht die vorher noch so hellen Latten, die den Raum in dem er war und den Raum ein Stockwert tiefer und eine Mehrraumwohung trennten. Das Wasser stand ihm bis zum Hals.

Das Wasser stand nicht still, es blieb nicht konstant, jedenfalls nicht konstant war die Höhe seines Standes anbelangte, konstant aber in seinem Aggregatszustand. Es stand somit nicht still sondern bewegte sich vorwärts oder aufwärts, je nach Betrachtungsweise ein grosser Unterschied. Er mochte seine Betrachtungsweise nicht, denn das Wasser floss aus seiner sicht aufwärts, es stand nicht still. Nur war seine Betrachtungsweise in diesem Moment damals sehr real und somit unverrückbar. Wie gerne hätte er wohl verrückt was zu verrücken gewesen wäre. Vor allem das Wasser. Das Wasser stand ihm bis zum Hals.

Ihm waren die Hände gebuden oder besser er war selber der Binder. Das Wasser hatte nur eine passive Rolle in seiner Welt. Das Wasser hatte nur den einzigen und alleinigen Sinn zu steigen und es stieg. Das Wasser erreichte nun sein Kinn.

Ihm war unwohl ab all dem Wasser und er war nass, pitschnass. Er hatte so viel versucht, nichts unversucht gelassen, hatte Fenster geöffnet, hatte Türen hinter sich geschlossen, hat den Schlüssel sogar weggelegt, irgendwohin wo ihn keiner finden soll. Dies alles brachte keine Veränderung, das Wasser stieg weiter. Das Wasster stand ihm bis zum Hals.

Alle seine versuche es in die Knie zu zwingen blieben vergeblos, das Wasser stand immer noch seelen ruhig und schwappt nun zu den Mundwinkel. Er fing an mit den Füssen zu rudern, diese waren noch frei, diese konnte er noch bewegen und er versuchte sich vorwärts zu bewegen, vorwärts zur Tür, zur letzten Türe, bei der er noch keine Veränderung vorgenommen hatte. Mit allerletzer Kraft erreichte er den Knauf. Er holte Luft, viel Luft, und tauchte ab...Das Wasser stand ihm nun bis zum Scheitel.

Die Türe sprang auf und das Wasser ergoss sich vom Estrich ins ganze Haus über die Treppe einen Stock tiefer um dann durch Ritze, Wände und Decken auch noch das Erdgeschoss zu erreichen... dort angekommen suchte es den Weg in den tiefergelegenen Keller, um dann im steinigen Boden zu versickern.

Er sass auf dem Dachboden und atmete auf. Er war nun wieder unten angekommen. Er stand auf und lief die Treppen hinunter ins Freie, seine Freiheit.

Samstag, 25. Juli 2009

Der Tag an dem die Welt Kopf stand

Der Tag an dem die Welt Kopf stand war im Grunde kein besonderer Tag. Es war ein Wochentag wie jeder andere, so bezeichnete ihn jedenfalls der Kalender. Der Tag hatte aber trotzdem mehr zu bieten und dafür musste er eigentlich nur passiv das sein, was er immer war: Schlicht und einfach ein Tag.

Es war der Tag an dem die Welt Kopf stand. Urplötzlich aus dem Nichts drehte sich das Gefüge der scheinbaren Realität um 180 Grad. Es war ein schneller Vorgang, so schnell wie auch unerwartet. Daher konnte sich niemand dem Wandel entziehen, auch wenn er das gewollt hätte. Die Welt stellte sich einfach auf den Kopf.

Wer vorher noch mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand, schien plötzlich zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Wer vorher noch den Mond anheulte, der wurde nun seinerseits von der Sonne angestrahlt. Wer gerade noch glücklos auf der Verfolgung war, der wurde nun augenblicklich vom Glück gejagt. Wer dachte, er hätte die Weisheit auf seinem Löffel gefangen, dem schien die Luft aus seinem Schloss zu entweichen. Wer sich vorher fest an die Realität klammerte, der erwachte plötzlich in seinen Träumen. Wen das Fernweh plagte, der entdeckte die Welt hinter dem Horizont. Wer sich erst noch hilflos durchs Nichts zu kämpfen hatte, dem wurde die Möglichkeit gegeben, die Sterne in den Himmel zu hängen. Wer sich aber im freien Fall zum bodenlosen Nichts befand, der sah so endlich wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Und wer sich bereits im Kopfstand befand, der hing nun mitten drin, mitten in dieser Welt.

Es war im Grunde kein besonderer Tag. Es war ein Wochentag wie jeder andere, so bezeichnete ihn jedenfalls der Kalender. Es war lediglich der Tag an dem die Welt Kopf stand.

Montag, 20. Juli 2009

Helmut

Helmut hatte alles, was ihn eigentlich glücklich machen sollte und Helmut war anders. Helmut war anders als die anderen. Oder die anderen waren anders als Helmut. Der Blickwinkel blieb derselbe und Helmut war die Ausnahme, die die Regel bestimmte. Helmut wollte sein Sein aber nicht passiv hinnehmen, er wollte es aktiv gestalten sowie es alle anderen taten. Er wollte die Täler seines Innern wölben, wollte die Berge, die seinem Ich im Weg standen versetzen, er wollte sich als neuen Stern zu den anderen an den Himmel hängen. Helmut wollte jemand sein wie es alle anderen waren. Helmut war anders.

Helmut ging viel auf den Strassen umher, sass lange Zeit, Tage und auch Nächte, bei Giesskannenwetter wie auch Bruthitze auf der Bank am Platz und studierte die anderen. Er studierte alle anderen. Er beobachtete und notierte, er füllte Seite um Seite seines inneren Auges mit den Bildern der anderen. Er überlegte, formte und notierte. Er zerbracht Träume, um sogleich Neue zu Türmen. Er machte nur dann eine Pause, um sich auf der Terasse seines augenblicklichen Luftschlosses zu sonnen bevor er mit einem gezielten Nadelstich und einem Lautenkrall seine Vision in sich zusammenbrechen liess. Helmut wollt anders sein.

Helmut kramte immer wieder in seinen Erinnerungen. Er bog da und dort gerade, was ihm an sich krumm eschien. Er mache aus Winkeln, geschmeidige Bögen, er setzte da und dort einen um den anderen Zacken in die Krone seines vemeindlichen Glücks. Er war überall und erschuf. Er erschuf sich neu. Helmut liess sich anders werden, anders wie alle anderen.

Eines Tages, es war morgen, der Regen nieselte auf den grauen Asphalt des Alltags, wachte er auf. Er stellte verblüfft fest, als er sich anzog, seinen morgentlichen Kaffee trank, dazu ein spährliches Frühstück einnahm und sich mit seinen Auto auf den Weg zur Arbeit machte, nur um mit allen anderen im Stau zu stehen, das etwas anders war. Er war anders. Er trank eigentlich keinen Kaffee, er ass kein spährliches Frühstück, vor allem nicht früh und er stand sonst eigentlich nie im Stau. Etwas war anders oder war es er, der das etwas anders machte? Helmut hatte sein Ziel erreicht, er war wie alle anderen geworden. Diese Erkenntnis erfüllte ihn mit tiefer Genugtung.

Helmut traf um neun im Büro ein, wie alle anderen. Er startete seinen Computer auf, wie alle anderen. Er arbeitete, machte rechtzeitig Pause, ging zeitlich essen, arbeitete wieder und verliess seine vier arbeitlichen Wände wieder wie es auch alle anderen Taten. Ein schönes Gefühl, fand Helmut. Er sass am Abend da, schaute sich die Sendungen im Fernseher an, die alle anderen auch sahen und genoss sein neues Dasein.

Die Jahre zogen dahin. Helmut war darauf bedacht, seinen Status als gleichgesinnter mit allen anderen nicht zu verlieren. Er versuchte sein Leben nach allen anderen zu richten. Er organisierte sich wie alle anderen.

Helmut war anders als alle anderen, sein ganzes Leben lang. Helmut starb einsam.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Der Hamster in der Kiste

Ein Hamster, keiner weiss so genau wie lange dies nun her sein mag, sass in einer Kiste. Eine braune Holzkiste, messingverkleidete Scharniere zierten sie zu einer aussergewöhnlichen Kiste. Ohne diese Scharniere würde man sie wohl nicht als "ausser" bezeichnen. Im Leerraum der Kiste, ihrem Innenleben, der Welt innerhalb der Welt oder der Welt innerhalb der Kiste, die auf diese, reale Welt steht oder besser stand, in diesem Raum befand sich ein Hamster. Um den Hamster herum war die Luft mit Dunkelheit angereichert, denn durch Lackierung und extremes Präzisionshandwerk war die Kiste eine Kleine hermeneutische Wunderleistung, die kein Licht bis in ihr Inneres dringen liess. Die Dunkelheit war so mit dem Hamster alleine und der Hamster beanspruche diese Dunkelheit nur für sich. Der Hamster war glücklich. Er war glücklich auf der WElt zu sein, er war glücklich ein Dasein zu fristen, bei dem es ihm an Nichts fehlte, er war glücklich sich von Wand zu Wand trollen zu können, er war glücklich die ganzen vierundfünfzig Zentimeter mit seinen vier zerkümmerten Beinchen zurück zu legen zu können, er war glücklich. Er war glücklich der einzige seiner Art in der Welt zu sein, nein, sogar der Einzige überhaupt. Er war aktiv, er war sowohl Nacht wie auch Tag aktiv, da in seiner Kiste diese Unterscheidung der Gezeiten nicht vollzogen werden konnte. Er war aktiv und das störte ihn nicht. In seiner Welt waren alle aktiv, alle ausser der Dunkelheit, diese gab aber sowieso nie einen Laut von sich, auch wenn man sie während des Leermondes anheulte. Und Leermond war häufig, dauernd um genau zu sein, denn die Welt des Hamsters kannte keine Himmelsfirnamente, der Himmel war immer Pechschwarz, nicht einmal ein scheues grau, blau oder funkelndes gelb durchzog die Einöde, der Himmel war wie die Welt, in mysthischen Einton gehüllt. Den Hamster störte dies nicht, er war ja glücklich. Man hätte ihm die Welt ausserhalt seiner Welt auch nicht beschreiben können wie auch, waren für ihn doch Farben wie eine fernöstliche Sprache, die er noch nie gehört hatte, geschweige denn zu entziffern im Stande war. Er musste dies auch nicht, wollte dies auf keinste Weise, er war mit seiner Welt ja glücklich und seine Welt war die einzige Welt.

Das einzige, was sich ihn seiner Welt andauernd verschob, waren die Gerüche. Hatte der Hamster keine Namen für Farben, kein Auge für visuelle Abstufungen, so hatte er eine Nase für die schönsten und feindsten Gerüche. Er wusste nicht genau woher sie in die Welt eindrangen, er wusste nicht genau wohin sie wieder verschwanden, es war ihm auch einerlei, mit seinen Gerüchen war er glücklich. Er roch ob es nun Tag oder Nacht war, auch wenn er nichts von dieser visuellen Relevanz wusste, er roch, dass er nicht alleine war, er roch dass seine Welt nicht die einzige war im ganzen und weiten Nichts seines Universums, er roch es und das machte ihn glücklich.

Und so schlief er fünf Tage später, fünf Tage nach dem er die Dunkelheit seiner Welt entdeckte, friedlich und glücklich ein.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Vier Leben

Er wusste davon. Er wusste auch, dass Katzen, so wurde damals noch behauptet, sieben Leben haben, Menschen hingegen nur eines. Dieser Tatsache bewusst beging er jeden Morgen den gleichen Weg, tat er jeden Tag die gleichen oder immer hin ähnlichen Dinge, kam er jeden Abend nach Hause, kochte, ass, vergnügte sich noch ein Weilchen um auszuspannen und legete sich dann schlafen. Dies war sein alltägliches Allerlei, dies war sein Leben. Er merkte erst später, dass dies nur das Leben Nummer 1 war.

Seine Katze hiess Lava. Er hatte ihr diesen Namen nicht gegeben, viel mehr war es seine Ex-Freundin, die sich auch den kleinen Haustieger angeschafft hatte. Die Katze hatte schon viel durchgemacht, hatte schon viel erlebt, war schon lange weggeblieben von ihrem vertrauten Heim, aber Lava kam immer zurück. Er wusste, Lava hatte sieben Leben und er war wohl nur eine kleine Nummer darin, sein Leben war für Lava nicht die Nummer eins. Er merkte erst später, dass alles, was er mit Lava und somit mit seiner Vergangenheit, die daran gebunden war und die sich doch über 15 Jahre hinweg erstreckte, sein zweits Leben war.

Er langweilte sich, er fand sich selber langweilig, er fand sogar sein eigenens Leben langweilig, früher. Nun wusste er um seine Leben, nun war im bewusst, dass dieses Einerlei noch nicht dem Allerlei seines ganzen Seins entsprach. Er langweilite sich damals, er langweilte sich so sehr, dass er nachts nicht mehr schlafen konnte aus Angst wohl, irgendeinmal an Langeweile elendig zu Grund zugehen. Als er nun eines Nachts so dalag, sich wälzend von links nach rechts und auf dem selben Weg wieder zurück fiel ihm eine Eigenheit an seiner Person auf, die er bisher noch nicht realisiert hatte: Er konnte im Dunkeln sehen. Zuerst glaube er es nicht und dachte seine Müdigkeit, sowie seine Langeweile spielten im Übel mit und riefen Halluzinationen hervor. Später nach verschiedenen Versuchen, nach dem nichtigen Wegbleiben dieser Eigenschaft, nach dem austesten der Grenze dieser Fähigkeit, später merkte er, dass diese Fähigkeit zu seinem dritten Leben geworden war.

Es machte für ihn durchaus Sinn, dass das Leben dreigeteilt war, basierte doch vieles in der Realität der Menschen auf der Zahl drei: Die Welt war 3-Dimensional gebaut, viele suchten Schutz in der heiligen drei Faltigkeit und sogar solche Kleinigkeiten, wie seine Kaffeepause, spielte sich meistens um drei Uhr am Nachmittag ab. Und er hatte drei Leben. Eigentlich mit dem Gefühl der Vollkommenheit seines Daseins, dass es schaffte, seine Selbstzweifel in Luft aufzulösen, hatte er durchaus aber immer noch den Drang, diesem Mysterium seiner drei Leben auf den Grund zu gehen. Er wollte wissen, für was sie standen. Lava war dabei wohl seine Vergangenheit, er wollte schon als kleines Kind einen solchen Kater, er verband viele Erinnerungen nicht nur mit seiner Katze, sondern mit vierbeinigen Haustigern allgemein. Seine tägliche Realität war wohl das Hier und Jetzt, der Moment, die Gegenwart die er vorwärtstrieb mit jedem Schritt den er ging. Diese Gegenwart brauchte eigentlich keine Vergangenheit, war sie doch immer gleich und somit nie aufs Neue überraschend. Er erinnerte sich nie an seine Tätigkeitenb die er durch en Tag vollbrachte, er erlbte sie ja sowieso immer und immer wieder. Es blieb noch seine Fähigkeit ins Dunkle zu sehen und über diese zerbrach er sich stetig den Kopf, diese Eigenschaft war es, die er nirgend einordnen konnte, denn aus der logischen Abfolge von Vergangenheit und Gegenwart müsste, nach dem Prinzip der Zahl drei, nun ja die Zukunft folgen. Aber auch für einen ausgesprochenen Pessimisten wie ihn war das sehen ins Dunkle keine Eigenschaft für in die Zukunft zu blicken. Sie war anders, sie war erfüllender. Er merkte, dass er keine Zukunft hatte.

Viele Jahre verstrichen ohne je eine Antwort auf diese eine Frage gefunden zu haben. Viele weitere Jahre in denen er aber nun sichtbar glücklich lebte, hatte er doch drei Leben und nicht nur eines, wie so viele um ihn herum, dieser Überzeugung war er, innerlich und unsichtbar, nur durch seine besondere Eigenschaft visuell greifbar, war er aber zerissen, war er unvollständig, er war ohne Zukunft. Er liebte jedes seiner Leben, wollte es für nichts hergeben, ausser für die Antwort auf die Frage, wie diese eine Fähigkeit für die Zukunft stehen konnte. Eines Tages nun traf er sie, sprach mit ihr tagelang, später auch nächtelang, sie trafen sich immer öfters, sie kamen sich näher und er lernte sie lieben. Sie entwickelte sich zu einem festen Bestandteil seines Ganzen. Er merkte, sie brauchten einander.

Als er nun alt war und seine Gedanken immer und immer wieder ordnete realisierte er die vierte Dimension. Er merkte, dass er nicht nur drei Leben besass, er hatte vier und sie war seine Zukunft geworden.

Dienstag, 16. Juni 2009

Handlungsspielraum

Es waren unzählige Räume, genau wusste er es nicht mehr, er konnte sie auch auf keinste Weise zählen, war er doch in Raum 42. Einzig die Schlussfolgerung war zulässig, dass das Gebäude oder worin sich sein Raum auch immer befand, aus mindestens so vielen Räumen besthen müsste. Er hatte aber das Gefühl es waren noch mehr, viel mehr.

Der Raum war ein Raum in der er Handlungen tätigen konnte, immer und immer wieder. Durch sein Handeln konnte er den Raum vergrössern, er bekam mehr Platz zum spielen. Das Problem dabei war nun, dass sich um seinen Raum 42 herum und dies brachte ihn erst auf die Idee, dass da noch mehr Räume als 42 sein müssen, denn an alle vier Wände sowie Decke und Boden schien ein weiterer Raum zu grenzen. Das Gefüge verschob sich also andauernd, so mehr er handelte und so mehr die Anderen, er musste annehmen, dass da noch Andere waren, handelten.

Das ganze "Ding" war somit eine Art dreidimensionales Spielfeld in dem sich die Räume gegenseitig verschieben liessen. Wer handelte bekam mehr Freiraum für weitere Handlungen, Handlungen mit mehr Freiraum, waren aber meist ineffiziener als Handlungen, die unter dem Druck der Wände, der Decke oder des Bodens zu stande kamen. Es brauchte somit eine Balance um dieses Spiel zu gewinnen, obwohl, wie war dieses Spiel überhaut zu gewinnen? Diese Frage stellte er in den Handlungspielraum.

Je mehr er über den Sinn dieses Spiels nachdachte, desto mehr vergass er das Handeln, desto mehr wurde er eingeengt, direkt von seinen Wänden, die nun immer näher rückten, indirekt von seinen Gedanken, die immer enger kreisten und seinen psychischen Handlungsspielraum auf eine weise schrumpfen liessen, dass auch sein physischer Spielraum nicht mehr viel her gab. Zusammengekauert sass er da, die Wände an Rücken, Armen und Knien, die Decke drückte von oben auf sein Haupt. Er war nun machtlos zu handeln.

Er wusste immer noch nicht, wie er das Spiel gewinnen konnte, realisierte aber nun, wie man es verlor.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Herkules

Herkules, bekannt durch seine Taten, gefürchtet aufgrund seiner Pfeile, verehrt wegen seiner Listigkeit, hatte Mühe mit seiner 13. Tat. Eine Tat, die in Mythologie sowie Geschichte fast gänzlich unbekannt blieb, war sie doch so unrühmlich wie mühsam zugleich. Herkules nagte fast sein ganzes Leben lang daran und weder List noch Zauberkraft konnten ihm dabei helfen.

Herkules war jung, sehr jong gar, als er zum erstenmal von dieser Aufgabe hörte. Es war Nacht, alle schliefen, auch er säumte die Wege seiner eigenen Träume, als ihm eine unerwartete Gestalt erschien. Kleme nannte sie sich und war die Tochter einer entfernten Verwandten eines noch entfernteren angeheirateten Schwagers des Herkules. Zuerst trauter seinen geschlossenen Augen nicht, er zweifelte an seinem inneren Bild, das sich aufgrund seines schlafenden Zustandes ergeben hatte, er blieb aber in der Szene, zu neugierig war er junge Herkules.

Kleme, in weiss gekleidet wie es sich für eine Göttin ziemte, obwohl sie eigentlich keine war, im Traum von Herkules aber als eine solche erschien, schaute dem schlafenden Jungen tief in die Augen und brachte ihr begehrten vor. Den Regen wollte sie, und nicht irgendeinen Regentropfen, sie wollten den ganzen Regen. Und diesen wollte sie nicht im realen Zustand des fallenden Wassers, sie wollte ihn gebogen.

Herkules erwachte am morgen, unsicher ab der realen Tatsächlichkeit seines Traums. Er machte sich in den folgenden Tagen auf die Suche nach Kelme oder nach den Geschichten, die es um ihre Person gab. Erstaunliches liess sich dabei finden.

-- Fortsetzung folgt --

Sonntag, 24. Mai 2009

Helden

Mitternacht am Mittwoch um zwölfuhrzwei... es ist Zeit... Zeit für Helden.


Heldenzeit: Aus Tierschutzgründen die Katze aus dem Sack zu lasen, dem Hund in der Pfanne psychologische Betreuung zu geben, mit dem Elephant im Porzelanladen eine FDH-Diät zu machen, die Phobie der Taube auf dem Dach zu heilen, jemanden ein Schwein schenken, das man selber noch nie gehabt hat, Pferde von diesem Zeitpunkt an nur noch zu kidnappen, weil stehlen ethisch und biblich nicht vertretbar ist, einer Spinne, die unter einem Burnout leiden, das vertreiben von menschlichem Leid beizubringen und das um fünf Uhr morgens (!!), auf das Dach von SF1 anstelle der roten Fussballknöpfe einen Misthaufen inklusiv krähendem Hahn zu setzen , den Wurm darauf aufmerksam zu machen, dass er einen späteren Vogel abwarten soll, denn auch bei Würmern gilt, die letzten werden die ersten sein, lebendigen Fischen das schwimmen mit dem Strom beizubringen in der Hoffnung, dass sie es im Tode dem Gegenteil gleich tun, im Winter nicht nur eine, sondern einen ganzen Schwarm Schalben zur Sonne schicken und, in der heutigen Tropenzeit von Wichtigkeit, den Schwalbenschwarm im Sommer wieder auf eine zu reduzieren, im Nahen Osten Krähen als Landessymbole verteilen, dem Affen zu liebe die Klappe offen zu behalten, Mäuse auch mal den Speck fangen zu lassen, einen regenbogenfarbenen Topf mit genau solcher Farbe zu nehmen und nachts Katzen damit zu bepinseln, da leuchten dann nicht mehr nur die Katzenaugen, Steinbrück vom Mist herunter zu jagen, Mäusen eine Tanzfläche zimmern, dass sie auch bei häuslicher Anwesenheit von Katen ihrem Hobby fröhnen können, den Bären wieder los zu binden und in die Freiheit zu entlassen, um den Lügen (kurze) Beine zu machen, den Hühnern ihr Witzbuch wegzunehmen, das Schaf im Wolfspelz zu finden, dem mitten in der nacht Steppendem Bär die Schuhe auszuehiehen, ihn Blocher auf die Schultern zu binden und ihm die Schuhe wieder anzuziehen... und das immer noch Nachts..., aus prosozialen Gründen dem anderen, von zweien, auch eine Meise zu schenken, die Made leben zu lassen, um dann mit dem Speck Mäuse zu fangen und so zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, auch wenn dabei wiederum ein Affe sterben würde, den Mund zu öffnen und einfach mal auf die gebratenen Gänse zu warten während jemand anderes wieder und immer wieder die Story vom Pferd erzählt, den Hunden das Beissen beizubringen, um ihr Gebelle abzustellen und zu Guter letzt, dem Schwein endlich ne andere Melodie zu zeige.

Sonntag, 10. Mai 2009

Gesellschaft

Frank liebte seine Gesellschaft, er liebte es am Abend, nach einem anstrengenden Tag zurückzukehren und zu wissen, dass seine Gesellschaft zu hause, in seinen eigenen vier Wänden auf ihn wartet. Er liebte es und es gab im Sicherheit.

Frank war ursprünglich der Begründer der kleinen Gemeinschaft, so jedenfalls berichtet es der Legendenerzähler. Der Legendenerzähler war noch nicht lange Teil des Ganzen, doch war es nur von kurzer Dauer, bis er zu einem der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte innerhalb der kleinen Welt und deren Gesellschaft wurde. Der Legendenerzähler war nun die Geschichte, das mysthische Fundament auf das sich die Gesellschaft stützte und begründete.

Frank hatte mit dem Auftauchen des Legendenerzählers seine Postion innerhalb der Gesellschaft verändert. War er vorher der unantastabare Herrscher, der Bestimmer und Lenker, der Denker und Macher, also alles, wonach er sich sehnte, so war er nun, da der Legendenerzähler in sein Leben getreten war und nicht nur in sein, in das Leben aller innerhalb dieses kleinen Universums, nur noch das, wofür der Legendenerzähler ihn über die Leute halten wollte.

War Frank noch zu Anfangszeiten alles, und nichts, je nach dem wie es ihm beliebte, so war er nun zeitlich gebunden an den Willen des Erzählers und dieser erzählte viel. Als hätte er die gesellschaftliche Bibel in 222 Bänden verfasst, als hätte er den ganzen Werdegang mitverfolgt und jedes auch nur so kleine Detail und jede nur so geringfühgige Richtungswechsel der Gesellschaft niedergeschrieben, so gab er mit jeder Legende über die kleine Welt eine neue Rolle an Frank. Und Frank erschrak, jedesmal wieder aufs Neue, wenn er die Berichte über sich und die Seinen hörte. Vieles wusste er nicht, obwohl es ihn anscheinend direkt betraf und obwohl er manchmal sogar direkt und aktiv am verschieben der Handlungsstränge beteilgit gewesen sein sollte. So jedenfalls waren die einzelnen Legenden.

Frank zog sich mit der Zeit immer mehr zurück, wagte es kaum noch in die Mitte seiner kleinen Gemeinschaft zu treten und zu sprechen, wagte es kaum noch Befehle zu erteilen und er hatte Angst davor den Anderen der Gesellschaft in die Augen zu schauen. Zu viel wusste er nun über sich, was er früher lieber nicht erkannt hätte, zu viele Legenden gab es, über ihn, über die Gesellschaft und über die Bande, die die beiden miteinander geschlossen hatten. Legenden sind immer etwas mysthisches und somit grosses, aber Legenden sind nicht immer gut, das wusste Frank in der Zwischenzeit.

Frank kauerte an seinem letzten Tag in der Gesellschaft in der hinteren Ecke seiner Welt, seiner eigenen vier Wände, die Beine angewinkelt, den Kopf zwischen den Knien verstaut und er wartete auf das Urteil. Der Legendenerzähler hatte kurz davor eine Legende zu einer Prophezeiung gemacht, hatte vorausgesagt, dass der grüne kleine Farbstift mit den Bären drauf, das kleine Ding, das als Symbiose aus Farbton und Kuscheltier die Welt von Frank farbenfroh machen sollte, die Macht besass, dem ein Ende zu setzen. "Dem", das wusste Frank nun, war er, der Begründer und ehemalige Herrscher dieser Gesellschaft. Nun war er in der hierarchischen Ordnung nur noch die Nummer zwei, hinter dem kleinen grünen Farbstift, so besagte es jedenfalls die Legende. Und die zweite Klasse, war in seiner Gesellschaft die schlechteste, den bisanhin gab es keine Klassenunterschiede, dachte Frank jedenfalls. Und es sollte auch nie wieder welche geben!

Daher packte Frank Sack und Pack, verliess sein kleines Zimmer, seine Gesellschaft und sichere Umgebung und zog in die weite Welt hinaus ohne sich auch nur nochmals umzusehen. Mit dem Abgang der zweiten Klasse rettete er seine Welt vor Klassenunterschiede und, so glaubte er jedenfalls, sich selber davor der tiefsten Klasse anzugehören. Er ging fort und war frei und glücklich. Jedenfalls in diesem Moment.

In seinem Zimmer regierte der grüne Farbstift weiter im Glauben, die macht nun alleine zu haben. So berichtete es jedenfalls der Legendenerzähler.

Montag, 20. April 2009

Meuterei in Büchlers Garten

"Leinen Los!" schrie der Kapitän. "Leinen sind los!" schrie sein erster Adjudant. Der Kapitän mit einem fetzen Papier auf dem Gartentisch sitzend nickte zustimmend. Der erste Adjudant war zufrieden und liess auch noch das letzte Stück der wunderbar weissen Leinen auf den frisch-grünen Rasen fallen. Der zweite Adjudant, der bisher schweigend im Sandkasten mit dem Messbecher die Wassertiefe elaborierte, stand auf und schrie:"Was befleckst du die Weissheit meiner Mutter?". Dies brachte das Fass zum überlaufen, denn gemäss der physikalischen Grundlage der Wasserverdrängung, überschwappte das Rinsal im hölzernen Eichenfass, dass die tiefen der dächlichen Wasserinne abschloss, aufgrund des Körpers des ersten Adjudanten über.

Der Kapitän, inzwischen zu schweigenden Person in der Szene degradiert, verzog die Mundwinkel, nicht weit, doch ahnte man ein Lächeln über sein Gesicht huschen. Schnell zwar, doch nicht schnell genug, dass der zweit Adjudant, noch in völliger Euphorie über die gelungene Taufe des ersten Adjudanten, mit einem lauten Klatsch das Lächlen fing und begann darauf herumzutrampeln. Der Kapitän, sonst eigentlich die Ruhe selbst, verlor ab dieser Grausamkeit der Folterung seines schadenfohen Glücks die Beherrschung, nahm den Enterhaken vom häuslichen Gasgrill und fing an auf den zweiten Adjudanten einzudreschen, bis der, rot angelaufen und dies nicht nur ab seiner Rage, die langsam in ihm emporstieg, von der Schadenfreude abliess, ihr einen letzten Tritt versetzte und mit Tränen in den Augen zum ausrangierten Weinfass lief.

Beim Fass hatte sich der erste Adjudant seinen Tauchgang erfolgreich abgeschlossen und den Schatz gehoben, der sich auf dem Grund des Fasses befand. Der Stolz und die Freude liess ihn die Boshaftigkeit, sowie das Ungerechte in der Tat des zweiten Adjudanten, vergessen. Er merkte nicht einmal, dass auch er weinerlich war, was, aus beiden Gründen, micht unverständlich gewesen wäre. Er aber, er stand da und jonglierte die Trophäe über seinem Kopf.

Der zweite Ajudant, diesen Szenen rand betretend, kümmerste das kaum. Zu tief waren seine Wunden, zu fest hatte der Kapitän seinen Enterhaken in sein, doch noch so jungens, Herz gerammt. Er verschwand durch das Gartentor.

Der erste Adjudant bemerkte das Dahinscheiden des zweiten in keinster Weise. Er war mit der, wohl durch das Wasser ledernd gewordene Kanonenkugel beschäftigt, so jedenfalls seine Vermutung. Eine Kanonenkugel in seinem gärtlichen Meer, die konnte nur ihm gehören und nur ihm. Diese Tatsache machte ihn glücklich, sehr sogar und mit dieser zweiten Tatsache konfrontierte er den Kapitän.

Dieser hatte sich inzwischen die Hände gewaschen, da er sich die Finger an der Aktion schmutzig gemacht hatte, die aus seiner Sicht einfach sein musste. Auch wenn er genau wusste, dass sein Handeln Folgen haben wird. Er wusste es von den vielen nachmittäglichen Ausflügen vorher, er wusste es zu gnau, dass die Gouvernanten der drei Hauptsitzen sich wieder zusammen schliessen, bearten und Konsequenzen ziehen werden. Mit diesen Flausen im Kopf griff er nochmals zum Enterhaken und durchstiess die Kanonenkugel. Kopflos.

Der erste Adjudant tat es dem zweiten gleich, verletzt durch die Kanonenkugel, seinen Schatz. Der Kapitän vergrub seine Tatwaffe im Sandkasten sass auf den Tisch und wartete ab. Sie werden ihn sowieso erwischen, sie erwischen ihn jedesmal. Er griff zum fetzen Papier, das immer noch auf dem Achterdeck des Gartentischs lag, liess es ein paar Mal durch die Finger gleiten und lass nochmals den Text. "Wäschefirm Sauber und Ganz; Gewinnen sie eine Kreuzfahrt in der Karibik mit ihrem Leinen Los!"

Samstag, 11. April 2009

Himbeermarmelade

Immer wenn sie unglücklich war, immer wenn es ihr schlecht ging, dann kochte sie Himbeermarmelade, um sich wieder auf den Boden der Realität zurückzuholen. An guten Tagen aber, wenn sie das Glück irgendwo gefunden hatte, dann bestrich sie eine Scheibe Brot mit ihrer selbst gekochten Himbeermarmelade und liess den süsslichen Geschmack auf der Zunge langsam, sowie genussvoll vergehen.

Eines Tages wurde sie krank, schwer krank. An diesem Tag kochte sich drei Gläser.

Einige Zeit später, die Krankheit hatte ihren Tribut gezollt, war ihr letzter Tag gekommen. Langsam, geschwächt und gezeichnet sass sie am Küchentisch. Sie blickte nochmals um sich, sie blickte nochmals in alle ihre Regale mit ihren Himbeermarmeladengläser. Sie seufzte, streckte ihre Hand aus, nahm das Messer uns strich sich ihr letztes Himbeermarmeladenbrot. Das leere Glas stellte sie an ihren Platz zwischen all die anderen, leeren Gläser. Sie lächelte und ass das letzte Stück Himbeermarmeladenbrot.

Eldorado

Es lag mitten in der Pampa, dort im Nirgendwo und doch, für sich, im hier und jetzt, im da und dort, gegenwärtig und voller Pracht. Es lag da, eingeklemmt zwichen hohen Gipfeln und auslaufend in ein weites und tiefes Tal. Es lag da, still und geheimnisvoll, mythenumwoben und doch erzählte es sich seine eigene Geschichte ganz anders, als diese überliefert worden waren, überliefert ins hier, in diese Realität.

Es lag da, es lag auf dem Rücken und sonnte sich in der brühenden Mittagshitze dieser trostlosen Gegend vor sich hin. Es fand hier Trost und mit ihm alle die es kannten, brauchten und nannten. Sie begriffen auch warum, sie wussten um das Wieso, sie liesen es auch einfach, es lag da. Es lag da auf dem Rücken mit den Augen zum Himmelsfirnament, zum dunstigen Blau bei Tag, zur goldenen Sonne im Sommer, zu den funkelnden Diamanten in der Nacht und den wunderbaren Eissternen im Winter, die auf sein Haupt niederrieselten. Das geschah selten, denn es schneite nicht mehr viel.

Es lag da, es lag einfach nur da, ohne Worte, ohne Gedanken und ohne sich auch nur im Geringsten zu bewegen, sogar ohne sich überhaupt bewegen zu wollen, es lag nur da, der Sache Willens oder weil es einfach der Wille und auch der Sinn der Sache war, dass es da lag, einfach nur, alleine, still, für sich. Es lag da, es lag da und erfüllte so seinen Zweck, es lag da und erkärte, legitimierte gar auf diese Weise seine Existenz, seine vermutliche Existenz, seinen Mythos. Es lag da vor allen Augen, ohne von jemandem je gesehen zu werden.

Es lag da, immer, die ganze Zeit bereits, es lag da als die Welt Geschichte schrieb, es lag da als die Geschichte der Welt eine neue Identität gab, mal für mal, immer wieder, egal und ohne Bedeutung für es, ob das nun epochal oder nur geringfügig war, es, es lag da und wartete ab, es war der Sinn und Zweck, auch wenn die Geschichte der Realität in die Zukunft raste, die Vergangenheit zu seinem Ich machte, jedesmal aufs Neue, von Jahr zu Jahr, Stund zu Stund und sogar in diesen Seknunden das letzte Kapitel beendete um gleich in einem parallel Strang ein neues anzuknüpfen. Alles das ging an ihm vorbei, bedeutunglos für es, das so da lag, bedeungtunsvoll aber in seiner Wirkung. Die Wirkung kam mit der Zeit, die Wirkung kam mit der Geschichte, es lag da und wirkte.

Es lag da als es tobte, naturgemäss, später von Menschenhand, um dann als Ursache in diesem Wechselspiel wieder von Neuem in Mitten Naturgewalten hinzuvegetieren. Alles das ging spurlos an ihm vorbei. Kein Zahn der Zeit schien es zu benagen, keine Erosion schien ihr etwas anmassen zu können, es, es lag da, einfach nur, und hatte so erst einen Sinn.

Es liegt wohl noch immer da, auch jetzt, in diesem Augenblick, wenn die Realität um uns herum sich wandelt, die Formen und Farben ineinander übergehen, sich vermischen, um dann in ganz neuen Kreationen wieder zurück erscheinen und so das Rad am laufen halten. Es liebt wohl noch immer da, es liegt irgendwo, es liegt als Mythos, der keiner ist.

Es liegt da, einfach so, und wirkt und überdauert so jegliche Veränderung. Hilft aber zu verändern, in dem es da liegt, immer, für jeden.

Sonntag, 5. April 2009

Nela sang

Nela sang gerne. Nela sang viel. Wenn Nela sang, dann sang Nela alte Weisen, alte Weisen von Weisen in weiten, teils wilden, Ländern. Nela wusste es zu singen, Nela wusste wie man Weisen singt, Nela sang eigentlich nicht nur, sie zauberte, bezauberte gar ihr Publikum beim akustischen Widerspiel ihrer Weisen. Nela sang. Nela sang jeweils alleine wenn sie Weisen sang, Nela sang oft, Nela sang immer dann, wenn es ihr Gemütszustand zu liess oder wenn ihre innere Unruhe sie dazu trieb zu singen... sie sang, wenn sie traurig war, sie sang, wenn ihr dazu zu Mute war, sie sang, wenn in ihr das Gefühl aufstieg, andere bräuchten sie, dann jeweils, dann sang Nela, dann sang sie, für sich, für andere, für jeden der ihr zuhören wollte, dann sang Nela Weisen. Nela sang gerne. Nela kleidete sich nicht speziell zum Singen, Nela trug trotzdem aber während dem Singen gerne weiss, Nela sang gerne in weiss, wenn sie Weisen sang, weiss gab ihr ein gutes Gefühl. Nela sang, Nela sang oft, Nelas Gesang war nur schwer aufzuhalten, war es primär, dass man Nelas Gesang auch nicht aufzuhalten brauchte, ihre Weisen waren weise und nicht von offensichtlicher oder unbewusster Gefahr, Nelas Gesang war stetig, Nelas gesang war wie Tag und Nacht, wie Vogel und Fisch, wie Berg und Tal, wie Holz und Stahl, war sanft, war hart, kurvte, um sich weder in schnurgeraden Linien zum Ende hinzubewegen, schlurfte und trödelte dahin, um im nächsten Augenblick in einem wahren Geschwindigkeitsrausch auszubrechen und an sich vorbeifegen zu lassen, was am Rande der Musi zu stehen schien, Nela riss mit ihrem Gesang jeden mit sich, Nela riss sie mit sich, Nela schloss die Zuhörer mit in ihre Musik, Nela nahm jeden mit der ihr zuhöre, Nela nahm sie mit, Nela nahm alle mit in ihre Weisen. Und niemand, niemand der sie je gehört hatte, kehrte wieder um vom Inhalt ihrer Weisen berichten zu können. Nela sang gerne.

Eines Tages, so sagt man, sang sie wieder, sang und sang ohne Unterbruch und ohne nur die kleinste Atempause einlegen zu wollen, so schien es, sie sang und sang. Nela sang eine ihrer Weisen, so sagt man, und dies zum letzten Mal. Sie hat sich während dem singen aufgemacht, während dem singen ihrer Weisen hat sie sich an diesem Tag zum ersten Mal auf Reisen begeben und sie kehre nicht mehr zurück, so sagt man. Denn, sie kam, singend, an den Fuss des hohen Berges, der das kleine Land, das die Heimat von Nela war, überragte und sie bekomm, ihre Weisen singend, den Berg. Sie setzte sich, so sagt man, auf den Gipfel, hielt inne, schwieg zum allerersten Mal an diesem Tag, holte tief Luft, zum allersten Mal an diesem Tag, um ihre allerletzte Weise mit voller Wucht in die Landschaft zu trällern... und dann wollte sie auf das Echo warten. Nela sang gerne, Nela sang Weisen und Nela hörte an diesem Tag zum ersten Mal ihre eigenen Worte.

Niemand hat Nela je wieder gesehen, aber an kalten und nebligen Wintertagen, so sagt man, wenn der Wind über die Hügel, Wälder und Täler zieht, wenn das Grau alles andere in mattes Nichts verwandelt, an solchen Tagen, so sagt man, hört man oben auf dem Gipfel, im Gesang des Windes, den Gesang von Nela, dann hört man Nela singen und Nela sang gerne, Nela sang viel und wenn Nela sang, sang sie Weisen.

Montag, 23. März 2009

Nach dem Happy End...

Es sass einfach nur da. Es hatte sich auf die Schwelle am Rande des Ganzen gesetzt und sass nun da, seinen Kopf in die Arme gesenkt und wartete ab. Es war alleine, wie immer am Schluss, wenn alles sein Ende gefunden hatte, alle glücklich waren und alle es feierten. Aber genau so wild, fest und schnell wie man es zu feiern wusste, überliess man es wieder ihm selbst und vergass es schnell. So war es oft alleine, obwohl alle es kannten, viele es sich wünschten und einige so wunderschön darstellen und inszinieren konnten. Es war für die meisten ein Ende. Es wusste aber, es war keines.

Es war viel mehr ein etwas, das vergleichbar mit dem Sein zwischen Stühlen und Bänken irgendwo in Zwischenräumen von Geschichten schwebte. Einerseits beendete es einen Handlungsstrang, andererseits verband es aber dieses Ende mit einem Neuem oder erschuf sogar einen alternativen Verlauf einer Erzählung. Es war somit nicht Schluss- sondern Dreh- und Angelpunkt von vielen Geschichten, die ineinander übergingen, parallel zu einander fortliefen, einander kreuzten, ablenkten, überschnitten, um sich wieder zu verlassen und einander brauchten um überhaupt fortexistieren zu können. Mitten drin stand es also, bezeichnet als Ende, in Realität aber Mittelpunkt des Ganzen.

Es bechäftigte es oft, dass es etwas war, sogar sein musste, weil so von ihm erwartet wurde, das Glück schuf. Es durfte nie böse sein mit Ausnahme es war böse zum Bösen. Es musste Freude bringen, ausser es brachte den Menschen leid, die vorher Leid schufen und machte somit die leidenden zu freien und glücklichen Individuen. Es musste stets schön, sogar wunderbar sein, es musste glühen, es musste ausstrahlen und es musste zuvorkommend sein. Es war dazu da alles zum Guten zu wenden und diesen Auftrag erfüllte es auch mit grosser Leidenschaft. Leider war diese Wendung zum Guten nur für alle anderen, es selbst kam meistens zu kurz.

Es machte ihm zu schaffen das alle, die es erleben durften, schon bald wieder ihrem normalen Leben und Tätigkeiten nachgingen. So musste es auch sein, es wollte dies auch so, es hätte nur ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gewollt, ein bisschen mehr Nachdenken über das was war, ist und sein wird, ein bisschen mehr davon, das geschätzt wurde, was man hatte und erlebte.

Es wollte auch für andere nicht mehr nur ein Happy End sein, sondern auch ein weiter fortlaufender Pfad in die Zukunft danach.

Sonntag, 22. März 2009

Hans im Glück

Hans stand davor, kurz davor, in Längenmassen waren es etwa 30 cm, 300 mm um in der Sprache vom Hans zu sprechen, er war ein Perfektionist und darum konnte auch eine Grösse nicht zu klein, nicht zu detailliert sein, um einer Beschreibung trotzen zu können. Er hatte den Schlüssel aus seinen Hosentaschen hervorgekramt, richtigehen suchen musste er seinen Bund, war er doch umwickelt von Allerlei, das sich über all die Jahren an denen er an seinem Ziel gebaut hat, ansammelte und seine Hosentaschen zu richtigen Rumpelkammern florieren liess. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn nach rechts, genau so, wie es sein musste. Die Tür sprang auf und er schritt über die Schwelle. Da stand er nun. Hans war im Glück.

Es war sein Verdienst, gar Gebäude, er hatte es sich selber erschaffen, hatte gebastelt und geplant, hatt skiziiert, radiert und nochmals von vorne begonnen, machte dabei manchmal zwei schritte vorwärts, um dann drei rückwärts zu schlittern und im Nachhinein eine ganz andere Richtung zu beschreiten. In seinem Kopf hatte er sich es immer ausgemahlt, in seinem Kopf wusste er genau wie es aussehen musste und zu erscheinen hatte. Hans war auch in dieser Beziehung ein Perfektionist. So hatte bereits als kleiner Junge einen Plan, einen speziellen Plan, seinen Masterplan. Hans hatte einen Plan vom Glück.

Schon in der Schule während den grösseren und kleineren Pausen, die nach seiner perfektionistischen Einstellung eigentlich auch nach Längenmassen zu bezeichnen gewäsen wären, aber er liess es beim allgemeinen Volksmund bewenden, da seine Schulkolleginnen und Kollegen sowieso nicht von etwas anderem zu überzeugen gewesen wären, sie waren ja schliesslich noch Kinder und mochten sich nicht mit solchen erwachsenen Dingen herumschlagen, während diesen Schulfreien Minuten also lernte Hans die ersten Regeln des Glücks. Im Laufe der Jahre sammelte er diese allgemeinen Konventionen und schrieb sich alles genau nieder. Mit der Zeit hatte er ein ganzes Regelwerk, ein gesellschaftliches Regelwerk des Glücks: 1. Kinder sind von Natur aus glücklich, nicht weil sie was dafür tun, sondern weil sie es aus den Augen der Erwachsenen einfach sind, 2. wenn man älter wird, ändert sich alles, auch das Glück. Es entspricht dann nicht mehr einem allgegenwärtigem Zustand sondern einem Etwas, einer Metaebene sozusagen, die es zu erstreben gilt, 3. manchen fällt das Glück einfach in den Schoss, glücklich also der oder die, die einen Rock tragen, denn das Glück kann genau so schnell wie es kam auch wieder weg sein, 4. das Glück kann erzwungen werden, aber ebenso kann man 5. auf sein Glück warten, man wird in gewissen Fällen dann von ihm gefunden, 6. das Glück birgt Geheimnisse, die niemand wirklich lösen vermag, aber auch kein Mensch lösen möchte, 7. das Glück trifft nicht jeden, 8. Glück ist individuell wandelbar und nimmt immer aufs neue Gestalt an, somit ist Glück auch nur sehr schwer fassbar. Glücklich der, dem das gelingt. 9. Das Glück wohnt nicht neben an, auch nicht oben drüber und man darf schon gar nicht darauf herumtrampeln. Das Glück ist aber trotzdem allgegenwärtig, man muss es nur sehen und 10. manchmal hat man einfach Glück und dies, da war sich Hans ganz sicher, viel mehr als man es wirklich wahrhaben möchte. Das zufällige Glück erkennt man nämlich nur dann als solches, wenn man es auch wirklich erkennen möchte, man es sich erwünscht hat.

Diese Regeln änderten das Leben von Hans. Er hatte über Jahre alles gesammelt was mit Glück verbunden wurde, hat über all die Zeit alls eingesaugt, was er sah, hörte und las, was Glück ausmache, was Glück war und was Glück hervorruft und birgt. Er hatt einge ganze Sammlung, ein Arsenal an Dingen, die andere Menschen glücklich machen. Nur er, er hatte zu diesem Zeitpunkt das Glück noch nicht gefunden, nooch nicht erhalten und auch es hatte ihn nicht entdeckt. Da beschloss Hans zu handeln und er fing an seinen Plan zu verwirklichen. Hans nahm sein Glück selbst in die Hand.

Nach wochenlangem planen und skizzieren, nach einer geraumen Zeit in der er nachdachte, ent-, um wieder zu verwerfen, nach dem Bau von kleinen und grösseren Modellen und der immer wiederkehrenden Absprache mit seinem Umfeld, war es endlich so weit. Hans machte den ersten Spatenstich und fing an sein Glück zu bauen.

Er brauchte Tage, Wochen, Monate und Jahre. Er baute die ganze Zeit und vergass sie dabei manchmal gänzlich. Er baute Tag und Nacht, er baute bei Schnee, sowie Regen, aber auch bei Hitze. Er hämmerte und nagelte, er leimte und klebte, er rangierte und ersetzte, er hobelte und strich an. Er baute und baute. Aber er war nie alleine. All die Jahre nach dem er nach dem Glück und seinen Begebenheiten gesucht hatte, kam er weit herum, in all den Jahren an denen er eine Sammlung des Glücks angelegt hatte traf er viele Menschen, die ihn in seinem Plan, das merkte er nun überdeutlich, ein Stück voran brachten, an all den Orten an denen er war, traf er immer wieder auf das Glück. Dieses Glück wurde stets von jemand anderem beherbergt. So kamen über die ganze lange Zeit viele Bekannt- und gar Freundschaften zusammen, sie sammelten sich an, sie vertieften sich und wuchsen parallel zu Hans Glücksammelsurium. Alle diese Leute begleiteten ihn nun ach bei seinem Bau, sie halfen ihm, unterstützten ihn in Tat und Wort und waren somit ein wichtiger Teil des Ganzen.

Eines Tages war der letzte Kopf des letzte Nagels getroffen, eines Tages war der Moment, auf den Hans all die Jahre gewarte und hingearbeitet hatte gekommen, Er hatte es geschafft oder genauer: erschaffen. Hans stand davor, kurz davor. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn nach rechts, genau so, wie es sein musste. Die Tür sprang auf und er schritt über die Schwelle, über die Schwelle zu all den anderen, die er kannte, schätzte und auch liebte. Da stand er nun. Hans war im Glück.

Sonntag, 8. März 2009

Seilziehen im Keller

5.- Franken kostete der Eintritt, in Anbetracht der eigenen Ahnungslosigkeit, was mich in den Gewölben dieses Hauses, welches ich nach Passierung der passwortüberwachten Hintertür im vorderen Hof, eigentlich erwartet, viel Geld. Jedenfalls war es damals so, heute wohl nicht anders. Ich stieg die glitschigen Stufen hinunter ins Nichts, ich hatte jedenfalls das Gefühl mich in einen Schlund hineinzubewegen und dies aus eigener Kraft und Motivation, daher nicht nur eine Irritation meiner Sinne durch den abstossenden Gestank, sondern auch eine der Betrachtung meines eigenen Selbst. Dies allein war bereits genug der geistigen Verwirrung. Ich folgte meinem Begleiter, er schien zu wissen, er schien viel zu wissen, er schien aber dieses Wissen in keinster Weise mit mir teilen zu wollen. Vielleicht aus Egoismus, vielleicht auch einfach aus dem inneren Zwang zur wollentlichen Unbeteiligkeit, ich konnte es nicht genau erschliessen in diesem Moment. Es war wohl auch nicht wichtig.

Wir waren unten an der Treppe angekommen, der Schlund hatte sich geweitet, nicht in die Breite, in die Länge, ähnlich einer Nahtoderfahrung, ich hatte in diesem Moment jedenfalls diese Assoziation, hervorgerufen wohl aus den vielen Berichten in digitalen Medien, die ich mir in gedankenlosen Stunden zu Gemühte führte. Am Ende sah ich ein Licht schimmern. Meinge Begleitung wollte mich wohl nun alleine gehen lassen, ich deutete seine Handbewegung so, die er in Richtung des Lichts machte. Ich schritt dem Gang entlang, dem Licht entgegen, spührte wie sich meine Kehle proportional zur abnehmenden Breite des realen Weges schnürte. Ich schnappte nach Luft, zog sie wiederwillig und trotz meine empfindlichen Geruchsknospen tief in mich ein und schritt durch den Durchgang ins Licht.

Ein eigenartiger Raum öffnete sich vor mir, weit ging er, hoch war er, schön ausgekleidet mit Beton, kahl zwar, doch irgendwie makellos. Ich schaute mich um. Der Raum war angefüllt mit Menschen, verschiedenen Menschen unterschiedlichen Geschlechts. Ich stand mitten unter ihnen, wurde von den einen mit einem überprüfenden Blick gemustert, wohl weil ich neu war, vielleicht auch weil diese es ebenso waren und das Gefühl ihrerseits mit meinem teilten, ohne dies so genau zu wissen, andere nahmen mich wohl gar nicht war und letztere wussten genau, wussten wohl alles über mich, ihrem Blick nach zu urteilen. Ich schloss mich dem Warten der Gruppe an.

In der Mitte lag ein Seil, nicht sehr lang, aber genug lang war es, jedenfalls für den Zweck, den ich vermutete, darin zu sehen. Es lag gemittet. Eine Markierung teilte die Hälften. Ich wartete ruhig, innerlich aber angespannt. Ich wusste, jeder hier hatte sein Geheimnis, auch ich, dies schuf für mich etwas mysthisches, mit diesem Gefühl fühlte ich mich wohl. Ein paar Minuten später stand er da, er war eigentlich wohl schon länger unter uns anderen gewesen, wahrgenommen hatte ihn aber niemand, jedenfalls bewusst anders als andere, denn vorher war er Unsersgleichen und somit genau so verdächtig und gleichzeitig unverdächtig wie die wir. Er hob sich nur von uns anderen ab durch sein Wissen und er schien uns zu kennen. Er erklärte die Regeln.

Ich machte als bald die Fesstellung, dass nicht alles so war, wie ich mir das immer vorgestellt hatte, wie ich mir das ausgemalt hatte, als ich das Regelwerk zum ersten Mal in meinen Händen hielt und Paragraph für Paragraph durchlas. Im Munde von ihm klangen die Sätze anders, dehn-, gar interpretierbar und dies nicht nur in eine Richtung. Er schuf mit seinen einfachen Verknüpfungen Schlupflöcher, zeigte uns Hintertürchen und gewährte uns einen Einblick in das, was das Regelwerk zu sein schien und dessen Differenz zur Wirklichkeit. Nichts war so, wie es schien, aber es schien so, wie es eigentlich sein sollte. Ich lauschte weiter.

Es gab anscheinend verschiedene Typen unter uns Besucher. Klar war, das jeder individuel vom anderen zu unterscheiden war. So ist unsere Welt. Anders war aber, dass wir uns in vier Grosse Gruppen einteilen liessen. Einerseits waren die Zuschauer. Diese wussten nur grob um was es ging, sie erfreuten sich am Sport, hatten mit diesem Zeitvertreib auch gleich ihren Nutzen und waren damit zufrieden. Dagegen waren die Wetter eifreiger. Sie machten den Anlass eigentlich erst zu dem, was er war. Sie machten ihn zum Wettkampf, denn ohne ihre Einsätze hätte es keinen Wettkampf gegeben, ohne ihre unterschiedlichsten Spekulationen, keine Gegner. Sie waren die Essenz des ganzen, Sie waren diejenigen, die Freund von Feinden unterschied, sie waren diejenigen, die sich von den Zuschauern abgrenzten und sie waren diejenigen die bestimmten. Sie waren ihrerseits wieder unterteilt in verschiedene Kleingruppen, waren hierarchisch organisiert und im gleichen Sinne finanziert. Als letztes waren dann noch Freunde und Feinde. Die einen auf der einen Seite des Seiles, die anderen auf der anderen. Der Wettkampf begann.

Ich war ein Zieher auf der einen Seite. Bei uns war es egal, ob wir Freund oder Feind waren, wir mussten nur unsere Arbeit ausführen. Nur so funktionierte das System. Der Wettkampf zog sich hin, ich gewann manchmal, hatte aber auch Niederlagen zu beklagen. Eigentlich spielte dies für mich aber keine Rolle, ich war nur die Figur im Spiel, die Wetter der Motor und das Geld der Treibstoff, alles in dieser grauen Landschaft der zuschauenden Schaulustigen.

Meine Kräfte schwanden mit andauerndem Wettkampf. Es war ein Kräftemässen, ein Kräftemessen auf verschiedenen Ebenen und ich war ein Teil des Ganzen. Nach einigen Stunden war es vorbei. Das Geld floss zum letzten Mal, wechselte nochmals Besitzer, füllte Kassen, verschwand auf anderen. Danach verliessen wir uns wieder. Verliessen den Keller und schlichen in die eingebrochene Nacht hinaus. Jeder für sich, jeder in eine andere Richtung, jeder wieder zurück ins eigentliche Leben. Es war alles nur ein Spiel. Ein Spiel, das uns für einige Stunden ausbrechen lies, entwischen lies und uns das Gefühl einer neuen Freiheit gab. Wir spielten daher gerne, immer wieder. Wir spielten Seilziehen im Keller.

Montag, 23. Februar 2009

Das Floss

Langsam trieb es Strom abwärts, langsam, angepasst nur an die Geschwindigkeit, die die Wassermasse um es herum, sowieso zu fliessen vermochte. Es schwamm nicht, es trieb, es liess sich einfach treiben, für einmal. Es war noch nicht lange her, da war alles ganz anders, da trieb es an, da bestimmte es das Treiben und es selber, es trieb nicht nur, es schwamm, stolz schwamm es. Es war mächtig, mächtig in den einzelnen Bestandteilen, mächtig in den verschiedenen Arten, aus denen es erzeugt und erbaut wurde, mächtig auch in seiner Funktion und Aufgabe. Es war stets hilfsbereit, es war stets bereit, immer dann, wenn Not am Mann war und natürlich auch dann, wenn diese an der Frau war. Es half überwinden, es half zu legen, nicht vor, dieses Hervorplustern und in den Mittelpunkt stellen hätte ihm gar nicht entsprochen, es half viel mehr zurück zu legen, nicht nur Teilabschnitte oder Kurzstrecken, wie es dies ganz am Anfang noch tat, nein, mit der Zeit ganze Reisen liess es, damals jedenfalls, hintersich. Es tat dies nie für sich, nie für den Zwang das Wohl auf die eigene Seite zu bringen, es verband ja beide Seiten, es war eine Brücke zwischen der einen und der anderen Seite, es wusste was auf der anderen Seite war und es kannte auch die Gegenseite. Es war beweglich, ganz im Gegensatz zur eigentlichen Definition einer Brücke, die sich im Grunde auch bewegen kann, aber meist nur in der Vertikalen, käumlich oder selten in der Horizontalen und eigentlich nie beides zusammen. Da war es ganz anders, es war beweglich, und nicht nur, es bewegte. Bewegung war stets ein Grundbestandteil seiner Existenzlegitimation, Bewegung war seine Leidenschaft, dabei mit dem Strom zu schwimmen war leicht, nein, es war die Bewegung dagegen, die es immer wieder aufs Neue zu Höchsleistungen führte, es war die Gegenbewegung, die die Treibendekraft und Motivation in seinem Sein erweckte, es war das Gegenüber, das stets die Seite wechselte, das es so faszinierte, Fahrt für Fahrt, Bewegung und Gegenbewegung aufs Neue. Es war, damals, glücklich. Es war später, im vollen Saft des Lebens, frisch und fest, enggebunden, unbeugsam weder durch Wetter noch durch Last und doch, doch war es das Letztere, das ihm schlussendlich seine Existenz nahm. Auch wenn vom Wetter beeinflusst, auch wenn es selbst in die Jahre gekommen war, und gerade weil im Laufe der Zeit der Fortschritt von ihm hinfort Schritt und sich mit voller Wucht entgegenstellte, seine Last wurde ihm zur Bürde. Angekettet lag es viele Tage einfach nur da, still, auf der einen Seite, die andere missend und unbelastet belassen, seinem Schicksal überlassen. Viele Tage lag es so nur da. Dann, eines Morgens, beschloss es, sie ein letztes Mal zu bewegen, ein letztes Mal die Gegenseite zu sehen, auch wenn es diese nun im Sinn zu gut kannte, ein letztes Mal wollte es sich fort bewegen, fort, für immer. Es rüttelte leicht an der Aussenplanke, rüttelte stärker, versuchte den Strick zwischen dem ersten und zweiten Stamm zwischen die scharfe Metallkante am Ufer zu bringen, versuche es immer wieder, schlug dagegen, schlug heftiger und fester, gab nicht auf, bis zum Schlus die erste morsche Planke nachgab und es fort liess, fort in die Freiheit, fort in die letzte Freiheit. Es hatte den Kampf gewonnen, es hatte auf der ganzen Linie gesiegt, es bewegte sich wieder, es bewegte sich fort, ein letztes Mal.

Langsam trieb es Strom abwärts, langsam, angepasst nur an die Geschwindigkeit, aber dennoch angepasst, mit dem Strom, ein aller letztes Mal.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Ein offenes Buch

Belesenheit war nicht seine Stärke. Lesen war eine Last für ihn, eines der kleinen Übel die so schwer werden können, dass man unter ihrem Gewicht zu ersticken droht, so lange, bis was klein definiert war, nicht mehr dieser Beschreibung entspricht. Er konnte lesen, das war nicht sein Problem, er wollte es aber nicht. Es interessierte ihn in keinster Weise, was über zig-100 Seiten zwischen zwei Dickeren und Resteren, meist Kartonen, geschrieben stand. Syntaktisches war im ein Mühsal, inhaltliche Verstrickungen waren ihm Fremd und ein roter Faden interessierte ihn genau so wenig beim Nähen, wie beim Schmöckern in einem Wälzer. Er las einfach nicht gern.

Eines Tages jedoch, es war kalt daraussen, die Sonne konnte sich nur schwer durch die graue Suppe des winterlichen Morgennebels kämpfen und ihren ganzen Glanz erstrahlen lassen, an jenem Tag also, ereignete sich etwas Unvorhersehbares. Er, wie immer, ohne nur einen Blick in eine Zeitung zu werfen, den heissen Kaffee aus dem Pappbecher schlürfend, seine andere Hand zitternd in die Jackentasche gesteckt, war unterwegs zur Arbeit, als ihn ein Mann am Wegesrand, der in regelmässigen Abständen diesen Platz säumte und eine Zeitschrift anpries, die ihn möglichst über die nächsten Wochen bringen sollte, wie eigentlich jedes Mal, wenn er ihn passierte, mit einer, meist auf den zweiten Hinhörer, recht philosophischen Bezeichnung, ansprach. Dieses Mal war es sogar einen ganzen Satz, der ihn aufhorchen liess, nur wenige Worte zwar, trotzdem schallten sie in seinen Ohrmuscheln nach, als wäre ein Echo in eine Endlosschleifenfelswand geraten, als hätte eine Platte einen so tiefen Kratzer, dass man den Plattenspielerarm nur sehr schwerlich daraus befreien konnte oder als würde sich der Schall aus lauter Hilflosigkeit im Kreis drehen: "Sie sind ein offenes Buch!".

"... ein offenes Buch"... "...ein offenes Buch". Er wiederholte den Teil des Satzes, der ihn am meisten in Staunen versetzte immer und immer wieder. Und er begann seine Gedanken zu ordnen, er fing an den Satz begreifen zu wollen, er wollte das Ausmass des Satzes für seine Persönlichkeit erschliessen, fühlte er sich doch direkt angesprochen, obwohl ihm solche Bezeichnungen von dieser Seite ja oft angeheftet wurden, trotzdem, dieses Mal war es etwas anders: Er wurde als Buch bezeichnet. Als Buch und somit als das, was ihn bisher eigentlich überhaupt nicht interessierte, als das, was ihn in seinem bisherigen Leben so kalt lies, als etwas, was ihm unfreiwillig aufgezwungen wurde, anstatt dass er es freiwillig verschlungen hätte. Was hiess das nun für ihn? Was bedeutete das für sein Leben? Was bedeutete er demnach für das Leben von anderen? Er war von einem Augenblick zum nächsten verunsichert. Langsam, aber stetig, schritt er der Strasse entlang.

Seine Blicke schweiften umher, unsicher, verhüllt war sein Blick, er beobachtete die anderen. Er wollte sehen, wie sie auf ihn reagieren, war sich unsicher, was sie aus ihm, dem offenen Buch, lesen, war erschrocken über diese Erkenntnis und er hatte Angst. Zuerst war ihm diese Beklommenheit nicht gänzlich klar, zu verschwommen waren die Gründe, die zum Zuschnüren seiner Kehle führten, zu rasend und chaotisch seine Gedanken, später aber, aufgrund seines langsamen Ganges und rythmischen Atmens, beruhigte er sich wieder. Nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er, der keine Erfahrungen hatte mit Lesen, er der sich nie etwas Geschriebenes zu gemüte führte, wurden von anderen gelesen, war ein Inhalt im Buch des Lebens, DER Inhalt, seines Lebens und, und das war das Schlimmste, er verstand ihn nicht.

Er hatte nie gelernt zwischen den Zeilen zu lesen.

Samstag, 14. Februar 2009

Nur ein kleines Stück

Alles war elementar verschoben, nicht viel, nur ein kleines Stück, aber eben nicht unwesentlich, sondern elementar. Noch bevor diesem Augenblick war eigentlich alles ganz in Ordnung gewesen, war an seinem Platz, was an seinem Platz sein musste und stand dort, was dort auch stehen musste. Unbeweglich war so das ganze Modell der damaligen Realität, scheinbar unbeweglich jedenfalls. Es war starr und musst diese Konstitution auch haben, wollte es eine geordnete Lebensführung gewährleisten und das tat es, jedenfalls bis vor diesem Augenblick.

Unverhofft eigentlich, denn wer hofft schon auf einen solchen Input von aussen, der das Gleichgewicht im Gefüge stört und somit, was bei einem Gleichgewicht logischerweise folgen muss, zu einem Ungleichgewicht führt, unverhofft also, verschob sich das SEIN und WAR in ein neues IST und WIRD, veränderte so das Bild von Grund auf, und gab neue Blickwinkel frei. Die Welt war also von einem Augenblick auf den anderen anders geworden. Nicht aber neu, jedenfalls nicht in dem Sinne, als hätte man eine transzendente Erfahrung eines neuen NEU's, welches man bisher gänzlich in der Vorstellungskraft der Phantasie vermisst hatte, nein, es war vielmehr ein NEU, das zwar bereits irgendwo in der Gehirnwinkel zwischen Gyries und Sulkys existierte, aber bisher als visionäres Abbild der Phantasie im gehirneigenen Archiv abgelegt war. Nun war dieses NEU aber ins Jetzt gerückt, sozusagen oder sogar exakt zur augenblicklichen Realität geworden und somit zum bestimmenden Gefüge.

Eigentlich war die Verschiebung in diesem Augenblick nicht gross, sie war aber elementar.

Sonntag, 8. Februar 2009

Verrückt

Er war eigentlich auf alles vorbereitet, immer, er war die Organisation in Person, die Verkörperung der tabellarische Ordnung, das Orakel der zeitlichen Termini, das ein und alles, wenns darum ging, einen Plan zu haben. Er hatte eine Liste, er hatte für alles eine Liste, er hatte eine Gelbe, einge Grüne, eine Blaue und auch eine Schwarze, grundsätzlich ein ganzer Regenbogen von Listen, der seinen Ordnerschrank in eine eigenartige Schimmer- und Lichtkomposition versetzte. Diese Listen waren in einem Register aufbereitet, digitalisiert, aber auch von Hand auf Karteikarten vermerkt, sie waren alphabetisch geordnet und nach grösse sortiert, sie waren Wort um Wort von Seite zu Seite ausgezählt und durchgedacht, sie besassen nichts, was man hätte bemängeln können, weder Fehler in Orthographie noch Korrekturen oder Abedeckkennzeichnungen. Es war alles so, wie es sein musste und es war alles ebenso, wie es sein würde, dachte er jedenfalls.

Er war eigentich immer auf alles vorbereitet, eigentlich, er brauchte auch keinen Glauben, jedenfalls keinen Glauben an das Schicksal, er wusste ja bereits vorher, was später passieren würde, er hat sichs schliesslich so zurecht gelegt, hat es so geplant, bis ins kleinse Detail durchgedacht, um anschliessend wieder und wieder darüber zu reflektieren. Er brauchte so keinen Glauben, er glaube nicht, er war, was sein SEIN anging und im weiteren Sinne auch sein WIRD, vorbereitet und somit allwissend. Er war aber nicht Gott, an Gott hätte man geglaubt, an ihn musste man nicht glauben, denn er glaubte auch nicht an andere, er vertraute, er vertraute einzig und allein in sein System.

Er war eigentlich immer auf alles voerbereitet, auf alles, und diese Bezeichung kannte bei ihm keine Grenze sie wuchs mit den Jahren ins unendliche, dehnte sich wie das Univerum auch immer weiter aus, musste sie, musste er doch für alles gewappnet sein, nur so musste er nicht glauben. Er war kein Hellseher, er war nur einfach gut vorbereitet. Und seine Welt war fest, war unverrückbar auf beiden Beinen, war ein Fels in der Brandung. Er war sich seiner Sache eigentlich absolut sicher...

... eigentlich...

...aber er hatte die Rechung ohne Sie gemacht, er hatte diese Variable nicht eingerechnet, hat ihre residuale Komponente ausser Acht gelassen, hat ihr keine Beachtung geschenkt, wollte es nicht, mied es und so traff es ihn an diesem morgen im März noch viel heftiger, war eine Ohrfeige mitten ins Gesicht, ein Aufprall flach gegen die Wand. Sie war anders, sie war wie ein Wirbelsturm, der seine Listen ducheinander wirbelt, sie war ein Erdbeben, das seine Ordner aus der Fassung brachte, sie war die heisse Luft, die seine Tinte austrocknen liess, sie war der Virus auf seiner Festplatte, sie war das Feuer, dass Kalenderblatt um Kalenderblatt verschlang, sie war es, die seine Pläne so plötzlich durchkreuzte, sie war das Eis, dass den Fels von innen heraus zum bersten brachte und sie war es, die seine, auf den Punkt durchdachte Welt, um eine Einheit verrückte.

Sie brachte ihm seinen Glauben zurück. Und er glaubte wieder... an sie.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Vom Schweigen, von ihm und all den ungenutzen Jahren

Er sass da, er sass da auf der Bank, er sass einfach nur da auf der Bank, er sass da und regte sich nicht, liess sein Blick in die Ferne schweifen, holte ihn als dann wieder zurück, mehr unbewusst als aus einer bewussten Motivation heraus, schickte ihn schon bald wieder los, verlor in bisweilen sogar aus den Augen, um ihn dann wieder in den Sinn seines Selbst zurückkehren zu lassen. Er sass einfach nur auf seiner Bank und schwieg.

Nicht dass es ihm an Gelgenheit gefehlt hätte zu reden, nicht dass er aufgrund einer vererbaren Krankheit zur Wortlosigkeit verdammt gewesen wäre, nicht dass er die Mittel und Wege zur Kommunikation nicht gekannt hätte, nein, er war ihr mächtig, er war ihr schon immer mächtig gewesen, glaubte sie vor Jahren sogar perfekt zu beherrschen, sah sich als Artist der Worte, war ihr voll und ganz ergeben. Dieser Glanz, diese Überzeugung, die er ihr entgegen brachte wich aber mit der Zeit, wich mit den Jahren, wich mit dem Schweigen. Sie hatte ihn immer wieder im Stich gelassen und es war der Übeltäter, von ihr war er entäuscht und auf es war er wütend. Und wie so oft, verfiel er schlussendlich seiner eigenen Wut. Er hüllte sich nun in Schweigen.

Er sass immer noch auf der Bank, regunglos seit Stunden, der selben eintönigen Tätigkeit fröhnend, als das Mädchen sich zu ihm setzte, zu ihm auf die Bank. Er schenkte ihr zuerst keine Beachtung, würdigte sie keinem Blick, ausser dem schnellen Haschen, um sich ein Bild seiner Situation zu machen. Er wollte ihr keine Beachtung schenken, er wollte dies schon lange nicht mehr. Und er schwieg. Er schwieg, als sie in Ansprach, er schwieg als sie ihn grüsste und er schwieg, als sie, ohne je eine Antwort bekommen zu haben, die Geschichte zu erzählen begann, die Geschichte die er kannte, die Geschichte die sie beide verband, ihn und sie. Er schwieg und starre in die nahe Ferne.

Er schwieg auch dann noch, als er plötzlich einen Finger auf seiner Schulter spührte. Ein Tippen nur, doch reichte es aus, ihm eine Kopfbewegung in Richtung der Berührung zu entlocken und er schaute ihr direkt in die Augen. Sie, inzwischezeit aufgestanden, mit beiden Beinen fest auf der Parkbank oder daneben stehend, die örtlichkeit ihres Tuns war zur Kulisse gekommen und entfiel auf Grund der neuen Situation sofort wieder den Gehirnwindungen, tippte immer weiter, immer wieder, immer heftiger und forderte ihn auf es doch endlich loszulassen. Es machte ihr Angst.

Im fehlten die Worte, er hatte in all der Zeit seiner Wortlosigkeit gar nicht mehr daran gedacht, hatte es vollkommen vergessen, hatte es gemieden, doch eigentlich selber fabriziert und über all die Jahre wachsen lassen. Er hatte es in seiner Seitentasche der Jacke verstaut, in einer durchsichtigen Schachtel, die noch viel zu gross war, als er es damals, entäuscht und wütend ab und über all das Schweigen, das seiner Kommunikation folgte, wegschloss, verbarrikadierte und einsperrte, um ihm in der Folge vollends zu verfallen. Er hatte es all die Zeit unentdeckt bei sich getragen und sie hat es ihm zurück gebracht, zurück in den Sinn. Was eigentlich für immer in der Schachtel bleiben und dort an Wirkung verlieren sollte, war an ihm gewachsen und lag jetzt in seinen Händen, schwarz, gross und bedrohlich. Ein düsteres, längliches Ding, das alles um sich herum verstummen lies, als würde es sämtliche Tonationen und Frequenzen in sich aufsaugen, als wäre es eine Art schwarzes Loch mitten in der kommunikativen Welt. Sie versteckte sich hinter seiner Schulter, sie zitterte bei seinem Anblick, und sie wich noch weiter, als er es langsam aus der Schachtel hob. Er starrte es an, bei vollem Bewusstsein. Und auch er hatte Angst.

"Brich es!", flüsterte sie. "Brich es und lass uns endlich reden!" Und er, er tat es, er brach es und hatte sie wieder.

Sonntag, 25. Januar 2009

Es läuft nicht mehr

Es läuft nicht mehr. Sie läuft aber. Sie läuft und läuft. Sie läuft mir davon, da es nicht mehr läuft. Ihr ist das egal sie läuft unaufhörlich weiter, während es sicht als schwerer Stein ganz dessen Funktion hergibt. Es läuft überhaupt nicht. Vorher, bevor diesem Moment, als es noch lief, lief sie zwar auch, aber ihr Laufen hatte damals noch gar kein grosses Gewicht. Ihr Laufen gewann erst dann an Wichtigkeit, als es aufhört zu Laufen. Sie gewann also an Aufmerksamkeit, ohne dabei ihr Laufen zu verändern. Sie läuft aufeinmal anders, da es nicht mehr läuft. Sie läuft demnach eigentlich konstant, sie ist technisch gesehen eine Konstante Läuferin, während es variabel läuft und im Augenblick gerade gar nicht mehr läuft. Diese Erkenntnis geht aber nur in die eine Richtung, denn, das wird mir jetzt klar, als es nicht mehr läuft und ich mich grundlegend damit beschäftige, wenn es nun wieder zu laufen beginnen würde, würde also sie nicht mehr an Wichtigkeit verlieren. Dies ist so, da sie in der Zwischenzeit bereits so weit gelaufen ist, dass, wenn es nun auch wieder zu laufen beginnt, es nie mehr den Rückstand einlaufen kann. Somit laufe ich gerade Wegs in eine Zwickmühle: Ich will dass es wieder läuft, damit sie nicht mehr so schnell läuft, wenn es aber wieder läuft, nimmt die Laufgeschwindigkeit von ihr in keinsterweise ab. Also wäre es ja eigentlich egal, ob es läuft oder nicht, denn sie läuft ja sowieso. Nur ist das entscheidende Etwas an meiner Tätigkeit nicht sie, auch wenn sie sehr wertvoll sein kann und von manchen Leuten sogar Synonym als "Geld" bezeichnet wird, sondern wichtig wäre einzig und allein, dass es läuft. Es läuft aber nicht und ich kann nichts anderes tun, als sie laufen zu lassen und zu hoffen, dass mit zunehmender Distanz von ihr, es auch wieder zu laufen beginnt und es dann nicht nur läuft, sondern sogar einen Spurt hinlegt, damit sie und es schlussendlich gleichzeitig am Ziel ankommen. Die Hoffnung stibt zuletzt, also erst dann, wenn sie auch nicht mehr läuft. Wenn sie aber nicht mehr läuft, läuft es auch nicht mehr... dann läuft gar nichts mehr und alles stände still. Also lasse ich sie doch einfach laufen.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Von Blockaden

Schreib Blockaden, stell sie auf, führe sie mit einem frisch zurechtgestutzten Bleistift auf die Spitze, zerkritzle oder lass weiss, lass die Linien Linien sein und der Freiheit, zwischen den Zeilen für einmal nichts zu finden, deren Lauf, zerknülle Unbeschriebenes, sei für ein mal kein unbeschriebenes Blatt, sondern lass es einfach leer, denn wo nichts ist, soll an solchen Tagen auch nichts rauf, klemm dich am Riemen, raff dich zusammen, setzt dich davor und brüte, brüte und reiss die Blockaden wieder ein, reiss sie wieder ein, versuche wieder zu denken, versuche die Gedanken um die Ecken zu lenken, versuche die Blockade zu überdenken, versuche darüber nachzudenken, lass dich von Ideenlosigkeit nicht einschränken, versuche zu gestalten, versuche mit deinem Schreibwerkzeug zu walten, versuche den Rückbau, löse den Stau, löse damit die Ansammlung von Worten, Sätzen und in Texten gemalten Bildern, lass sie gewähren, lass sie ziehen, lass deine Hand Striche aufs Parkett legen, lass sie übers Blatt tanzen, lass mit Worten die Blockade abkanzeln, lass Worte sprechen, lass sie sagen, lass sie es wagen, lass los, los, lass los, los dir nicht den schwarzen Peter zu, sprich zumindest nicht mehr davon, sprich nicht mehr von deinem Mitleid suhl dich nicht im Selbstmitleid, denk nicht an frühere misslungene Geschicke, warte nicht darauf, bis jemand mit dem Radiergummi zwischen den Fingern sie flicke, lass nicht zu dass sich alles zusammenbraut, zusammenstaut und aneinanderreiht, versuche die in Lockerheit und versuche dich zu lösen, versuche zu erlösen, versuche den Erlös zu spenden, auf deine Art, spende Trost, auf deine Art, spende Worte, spende Schrift und lass deinen Gedanken freien lauf, lauf los, lauf dann weiter, lauf schnell, nicht weg sondern hin, renn dagegen an, renn gegen die Mauer, renn dagegen, gegen die Wand, gegen die Blockade, reiss sie ein, reiss nieder und versuche es immer und immer wieder, bis kein Stein auf dem anderen mehr steht, bis alles wieder von alleine geht, bis sich in dir kein hinterhältiger Gedanke mehr hegt, bis sich nichts mehr regt, nichts mehr, nichts, bis absolute Stille herrscht, bis gänzliche Ruhe sich wie ein dichter Flaum über das Blatt weht, bis sich alles, was vorher im Wege stand legt und du, du wieder zu schreiben beginnen kannst, du endlich anfangen darfst, deinen Gedanken, der an der Blockade hängen geblieben ist aufs Papier zu bringen, du dich verwirklichen kannst, du endlich darfst, endlich kannst, endlich...

... und du schlussendlich merkst, dass mit den Blockaden auch der Gedanke im gedankenlosen Nichts verschwunden ist...

Montag, 12. Januar 2009

Die Aposiopesis

Eine Aposiopesis verirrte sich eines Tages, so unerwartet, wie plötzlich, in einen Text. Fassungslos ab dieser Situation, hilflos aber der Unbekanntheit der Umgebung, aber zweifelos selbstsicher, kletterte sie zwischen den Zeilen umher, hangelte da an einem "E" herum und baumelte dort von einem grossen "T". Kurz: Es, oder besser:sie, schob oberflächlich die Zeit vor sich hin, obwohl tiefgründig wohl andere Ursachen zur Erklärung der Belanglosigkeit ihres Tuns herbeigezogen hätten können. Die Aposiopesis war das erste Mal alleine.

Vorher, in ihrer bekannten und alltäglichen Umgebung, war sie der Chef, sie war das Momentum, das nur dann vor den grossen Vorhang auf die Bretter, die die Welt beudeuten mögen, trat, wenn das Gezeigte, das Gelauschte, das Gehörte, das Präsentierte sich zusammen braute und als geballte Ladung auf den Höhrer niederprasselte. Sie war die Königin, sie war die Linie, die unterstrich und hervorhob, sie war einzigartig in ihrer Art.

Doch dann geschah es, dass die Abruptio den Anspruch erweckte, die Aposiopesis als Königin, nun, eigentlich gar Kaiserin, von ihrem hohen Trohn zu stossen. Sie war kantiger, markanter und härter als die Aposiopesis, sie glich einer klaren Trennungslinie, einem abrupten Stopp gar, der den Zuhörer aufschrecken, erschaudern und auf eine eigene Art auch erstaunen liess. Ganz anders war da die Aposiopesis, sie war emotionaler, empathischer und gewandter in Struktur und Linienführung der Dramatik. Bei ihr war nichts abrupt, bei ihr war nichts hart und kantig, sie führte den in Gedanken versunkenen Lauscher vielmehr auf diffisile und gar unbewusste Art ins Nichts, um genau mit dieser Abwesenheit von jegwelcher Art von Geräusch eine Provokation zu erschaffen, die seinesgleichen nur selten finden mag. Doch mit ihrer feinfühligen und sanften Art, Macht auf die Masse auszuüben, war sie auf kurze Distanz gesehen der Abruptio unterlegen, war ihr gar untergeben, fast unterworfen. Ihre Wirkung erlangte sie nicht abrupt und plötzlich, sondern elegant nach und nach. Auf diese Weise konnte sie aber nicht auf das plötzliche Stoppen der Handlung, auf das unerwartet auftretende Machtvakuum, das die Abruptio an diesem Tag aus dem Nichts hervorzauberte, reagieren, sie konnte nur noch agieren und war mit dieser Aktion ein unbeachteter Pausenfüller. Die Abruptio hatte sie aus der Postion des Machtausübers über die Masse verdrängt.

Die Abruptio hatte die Aposiopesis in die Literatur verbannt. Dort, draussen in den Weiten von Buchstaben, Sätzen und Syntax, mitten unter Umlauten, Satzzeichen und Metaphern, irgendwo zwischen Stilfiguren, Trennungen und Titel, war sie hilflos. Zu ungewohnt war die Situation, zu undurchsichtig die Handlungsmöglichkeiten. Die Aposiopesis war hier keine Kaiserin mehr, keine Königin, sie besass keine Macht, konnte sich nicht inszenieren, sie war viel mehr ein deplazierter Pausenclown, der, bestellt und nicht abgeholt, ein eigenartiges Dasein fristete.

So hielt sie sich lange Zeit mitten im Text auf, durchwanderte die einzelnen Seiten, zuerst nur von Kapitelanfang, bis -ende, dann, als sie mehr Sicherheit gewonnen hatte, wagte sie sich weiter, über die Begrenzung eines Kapitels heraus, lernte nach einer weiteren Weile sogar Kaptiel zu übersrpingen, Quer durch den Text zu wandeln, von hinten nach vorne zu preschen und dies alles, ohne je einmal über den roten Faden zu stolpern oder ihn gar aus den Augen zu verlieren. Denn und das hatte sie schon bald von verschiedenen Seiten eingeflösst bekommen, ohne den roten Faden war man im Text verloren, man versank förmlich darin, machtlos, schwamm orientierungslos durch eine Buschtabensuppe, die der grösse eines ganzen Meers zu gleichen schien und trotzdem nirgends ein Ende nahm, es sei denn, man fand, auch wenn nur eine kleine Faser, nur ein kleiner Spliss des roten Fadens wieder, dies schien und war wohl auch tatsächlich die einzige Rettung. So hütete sich die Aposiopesis diesen roten Faden auch nur aus dem Sinn zu lassen, er war ihr Lebensstrang.

Durch das viele Wandeln, Wandern und Umherschweifen, machte sie viele Bekanntschaften mit allerlei Metaphern, Interpunktionen und Fussnoten, die ihr einige interessante Dinge über Literatur und deren Gepflogenheiten beibringen konnten. Sie fühlte sich Tag für Tag wohler an dem Ort ihrer Verbannung, sie war schon beinahe wieder glücklich. Doch dieser winzige Schritt zur gänzlichen Vollkommenheit eines glücklichen Daseins konnte sie nie vollbringen, ohne in ihre Geliebte Umgebung zurückzukehren zu können, ohne jegliche Instrumente an ihrer Nase herumtanzen zu lassen, um sie schlussendlich auf dem Höhepunkt zum verstummen zu bringen, ohne das Gefühl jener Macht, das Publikum fest im Griff zu haben, ohne dabei den Anspruch einer Ausbeuterei erwegen zu wollen und ohne die Gewissheit, die Kaiserin der Partitur zu sein, ohne dabei je geadelt zu werden. Die Aposiopesis wollte zurück, zurück zum Glück.

Eines Tages nun, sie war gerade einen Absatz am durchstöbern, den sie vorher eigentlich noch nie wirklich beachtet hatte, stiess sie auf eine Klammerbemerkung, die sie zum nachdenken veranlasste:"Alles, was schnell und plötzlich emporsteigt, wird um so schneller am Boden der Tatsachen aufprallen". Die Aposiopesis war auf einmal zufrieden. Am nächsten Tag packte sie ihre sieben Sachen, verabschiedete sich vom Klammermann, dem Vowort und dem Index, liess Grüsse ans Inhaltsverzeichnis und den Druckfehler auf Seite 313 ausrichten und machte sich auf den Weg zurück in ihre Heimat.

Schon bald war sie wieder dort, wo sie hingehörte, war sie wieder das, was sie sein musste, war sie wieder Königin und Kaiserin zu gleich und war sie es wieder, nach deren Geige alle tanzten, auch wenn ihre Wirkung die Ursache ihres Schweigens war. Sie war nicht mehr einsam, sie war wieder ganz und gar glücklich.
Die Abruptio hat niemand mehr gesehen, so schnell und plötzlich, wie sie an die Macht gekommen war, so unerwartet sie den Zuhörer in ihren Bann ziehen konnte, so pompös sie Wirkung ausstrahlte, genau so schnell, plötzlich, aber nicht unerwartet, verfiel sie der Langeweile... nicht nur ihrer eigenen, sondern auch der der Lauscher...

Sonntag, 11. Januar 2009

Ein Tag wie jeder andere...

Es war keiner der Tage an denen es sich lohnte aufzustehen, es war keiner dieser Tage an denen es sich lohnte das Licht der Welt ins Zimmer zu lasen, es war keiner dieser Tage an denen man sich wünscht, das Wetter würde mitspielen, es war kein solcher Tag.

Trotzdem... trotzdem stand er auf und machte sich bereit ohne eigentlich genau zu wissen, was ihn denn aus den Federn trieb, was ihn veranlasste, das zu tun, was er in seiner täglichen Routine jeweils immer zu tun pflegte, das was seinem Tagesanfang einen Rahmen gab, was ihn nachvollziehbar und somit für diese Zeit zu meistern machte, er wusste heute schlicht nicht wieso. Er tat es aber trotzdem, er konnte nicht anders, er musste es tun. Immer und jedesmall wenn es von ihm verlangt wurde, ohne dass dieses Verlangen je ausgesprochen worden wäre, ausser als rethorische Frage, das kam vor.

Seinen Pullover übersteifend, seine Socken andziehend, seinen Gürtel ein Loch enger schnallend, wie er sichs gewohnt war, das gab ihm somit all morgenlich das Gefühl, etwas Gutes für die Gesundheit getan zu haben, auch wenn ihm jeweils schleierhaft war, aus was seine Gute Tat bestand, stand er vor seinen Körper und schaute sich an.

Beim Anblick seines realen Bilds, wobei dies genau die verwirrliche Sache zu sein schien, denn wie konnte ein Bild "real" sein, denn dann wäre es ja bereits Realität und kein Bild mehr, denn ein Bild, in diesem Sinne wie er es zu verstehen mochte, war ein Abbild der Realität und somit genau die Antithese von dem, was er eigentlich als wirklich und real bezeichnete, beim Anblick seiner Realität also überkam ihn ein stolzes Gefühl: Diese Kontur, diese Schattierung, diese Kontraste, sogar das matte Blau der Stillampe in der Ecke des Zimmers hatte er beachtet, sogar den einfallenden Bruch durch die Verstaubung der Räumlichkeit miteinberchnet, mit klaren Worten also, es war vollkommen.

In diesem Moment erschrak er, er versuchte zurückzuweichen und wurde sich im selben Moment bewusst, dass er ja mit dem Rücken zur Wand stand oder besser: hing. Auf einmal wusste er genau, wieso er sich so schlecht gefühlt hatte, er wusste genau, weshalb es sich eigentlich gar nicht mehr aufzustehen lohnte, er wusste nun exakt, wo der Puddels Kern begraben lag und war froh, wusste er es, denn an einer Schaufel zur Aushebung dessen hätte es ihm doch gefehlt. Es war seine Arbeit oder besser: Seine alltägliche Tätigkeit, die ihm das Grauen brachte. Es war seine Funktion, die ihm wie länger, desto mehr missfiel...

Und während er sich nochmals Klarheit verschaffte, die Gedanken schubladisierend und somit genau zu den einzelnen Fakten zu ordnend, während er wieder und wieder sein eigenes und gegenständliches Wikipedia nach einer Hintertür durchforstete, dabei immer wieder vor die nackten Tatsachen der Realität gestellt wurde, wie er sichs nach einer Dusche am Abend, oder dem raschen Umziehen unter dem Tag, eigentlich gewohnt hätte sein sollen, genau während dieser Sekunden, die ihm wie Minuten, gar Stunden vorzukommen schienen, wie es bekanntlich in solch beklemmenden, heiklen, manchmal aber auch schönen, Momenten oft als Dehnung der Zeitlichenelypse metaphorisiert wird, wobei bereits seit den 40er Jahren des 20igsten Jahrhunderts bekannt sein müsste, dass das, was sich bei uns im Kreise dreht, was sich in neueren Uhren um die Ecken biegt, das was einem duch die Hand rieselt, davonläuft, das was man manchmal totschlägt, vergisst oder segnet, wobei man dies wohl nur einmal im Leben tut und dies ganz zum Schluss, jedenfall das genau diese Sache realtiv ist, in diesem Moment also verliess er das Zimmer.

Und er blieb dennoch zurück, wie jedesmal, alleine, verlassen und nun ohne jegliche Funktion. Den ohne Ursache, konnte er keine Wirkung erzielen. So war und ist der Lauf der Dinge. Es stimmte ihn traurig. Er hing da an der Wand und bildete ab, was das Zimmer noch hergab, aber niemand schien es zu interessieren. Er war einsam.

Es war einer dieser Tage an denen es sich nicht lohnte aufzustehen. Es war kein Tag an denen es sich lohnte das LIcht der Welt ins Zimmer zu lassen... denn es war ein Tag wie jeder andere...

Es interessiert niemanden, was ein Spiegel abbildet, wenn niemand in der nähe ist.

Sonntag, 4. Januar 2009

Bruchstücke und Blickwinkel 1

Bruchstück: Ein Brotkrümel, dass den Weg aus der gebackenen Melasse gefunden hat, die, billig gekauft, nur ein eigenes Vorhandensein besitzt, um die Brotbackzeit zu verkürzen.

Blickwinkel: Der Neigungsgrad, der eine Zeitung mit dem gleichen Suffix wie das Eingangswort, einnimmt, wenn man sie biegt.

Bruchstück: Das was überigbleibt, wenn alles in die Brüche geht.
(logisch eigentlich...)

Blickwinkel: Die Betrachtung seines Zimmers aus der linken oberen Zimmerecke und das mit Füssen zur Decke baumelnd.

Bruchstück: Ein Überigbleibsel von dem, was man ursprünglich eigentlich mal als Traum bezeichnet hatte, sich später als nicht nahezu so wundervolle Realität entpuppte und nun als das eigene Leben noch vor einem liegt.

Blickwinkel: Die Eigenschaft um die Ecke zu sehen, eine Kurve gerade zu laufen, die Wand als Fussboden und Decke als Schranktüre zu bezeichnen und auch nach dieser Betrachtungsweise der Dinge zu leben, mit den Füssen Nägel zu nageln, Köpfe mit Nägeln daraus zu machen und auszupacken, was anzupacken wäre.

Bruchstück: Fragment einer eigenwilligen Zelebrierung einer möglichen Borderline-Störung bei Prominenten, meist Musikern, die somit genau den Beruf ausüben, den Borderliner auch sollen.
(dies frei nach MTV, ich gehöre schliessilch zur MTV- Generation)

Blickwinkel: Sich auf den rückenlegen, den Bauch und die Hüfte zur sogenannten "Brücke" heben, den Kopf auf die Unterlage stellen, sich die Zähne putzen und dabei seine Agenda karikatieren.

Bruchstück: Rosenblatt, welches nach dem Aufprall zerbrochen ist, nach dem es mit Stickstoffdioxid besprüht wurde.

Blickwinkel: Die Betrachtung meines realen Ichs, durch die Augen meinen abgebildeten ichs, gefilmt durch das "Spiegelbild"-Auge des Laptops, welches wiederum als reales "es", das mich darstellt, von einem weiteren gefilmten Betrachter betrachtet wird und sich dabei überlegt den Kasten in seinem hohlen Zahn zu öffnen.

Bruchstück: Die Wiederspiegelung der Gefühlswelten in den Texten von Logh.

Blickwinkel: Die Betrachtung der Welt durch den Rückspiegel eines Panzers.

Bruchstück: Fiktion.

Blickwinkel: Agression.

Bruchstück: Agression.

Blickwinkel: Fiktion.

Bruckstück: Die absurden Blickwinkel dieses Betrachters.

Blickwinkel: Einzig und alleine Bruchstücke seines Ganzen.