Sonntag, 30. März 2014

What's your story (The soundtrack of our lives)

1. Akt
Szene: Ein herrlicher, kleiner Garten, Blumenbeete, Rasenfläche, Gartenzaun, der alles begrenzt, klare Linien zieht. Überall Zierpflanzen, englischer Edelrasen und Geranien. Die Sonne scheint, die Vögel sitzen im Vogelhaus, welches die Grünfläche in der goldenen Mitte teilt.

Er: (geht in den Schuppen und holt den Rasenmäher)
Sie: (stellt sich an den Rand des Rasens auf den letzten Stein) (seufzt nachdenklich)
Er: (dreht den Kopf zu ihr und lässt vom Rasenmäher ab) (schaut sie fragend an)
Sie: (leise Stimme) Hörst du das Gras wachsen? Es wächst schon lange habe ich das Gefühl ...
Er: Still und heimlich - ja - ich habe das auch schon gefühlt. Als wäre es das langsame Auslaufen einer Geschichte; der Geschichte des Lebens und der Geschichte der Welt, die somit ihr innerstes Preis gibt, um es aber gleichzeitig mit betörendem Duft und unverschämten Farben zu vertuschen.

Sie: (intervenierende Stimme) Und doch macht sie dies nur zur Bewahrung des oberflächlichen Scheins, nimmt sich aber jeweils - zyklisch - alles wieder zurück, was sie gab, verändert es und lässt Neues daraus enstehen. Als würde sie es analysieren, in Einzelteile zerlegen und ihre Schlüsse daraus zu ziehen.
Er: (leichtes Aufbrausen in der Stimme) Somit wächst jeder ihrer Gedanken, als frischer Grashalm, als frischer Stengel oder als neues Blatt sowie ein Gedanke aus einem Wiederverwertungsprodukt? Und somit lässt sie über alles was war einen Deckmantel des Verbergens wachsen? Einen Deckmantel über alles vergessens Würdiges oder über alles, was auszusprechen oder tiefgründig mit Worten auszutauschen wäre? Dieser Deckmantel wächst und wächst und wächst auf einem Nährboden der alten Weisheitenm und erschafft so neue ... Ideen ... als wären es (zögert) Lügen?

(er lässt den Rasenmäher an und schiebt ihn auf die Grasfläche)
Er: (laut; versucht den Lärm des Rasenmähers zu übertreffen) Lügen haben kurze Beine!  Oder sie sollen diese zumindest haben, um als solche erkannt zu werden!

Sie: Nein, den Deckmantel sähen und düngen andere (zögert und schaut auf den Boden) ... wir haben das beide zu lange bereits gemacht; wir sind nicht besser als andere darin (zögert nochmals) ... (schaut auf den Rasen, auf die Erde) ... sie versucht nur immer wieder aufs Neue Optimismus und Positivismus spriessen zu lassen (sitzt auf die steinigen Platten, die sie kürzlicher auf die Erde gesetzt haben).

(er schaltet den Rasenmäher wieder aus und sitzt zu ihr auf die Steine)

Sie: Hörst du nun zu? Und hörst du es nun auch?
Er: (legt den Arm um ihre Schultern) Ja, wir stehen wieder ganz am Beginn (zögert, um dem Gedanken Raum zu lassen) hoffen wir, dass das Ziel diesmal nicht das Ende ist.

Vorhang; Ende erster Akt

Mittwoch, 26. März 2014

(swing and) swept inside (future islands)

Die Schaukel schwang langsam von vorne nach hinten, von hinten nach vorne, von vorne nach hinten und wieder und wieder und wieder in denselben Richtungen einfach nur hin und her. Es war, als war sie das eigene Pendel ihrer inneren Uhr, das versuchte die Zeit in beide Himmelsrichtung ihrer zweidimensionalen Lebenslinie zu denen, vom Urknall bis zur entgültigen Entropie. Sie schlug aus, als würde sie sich nicht zwischen dem Jing und Jang ihres Daseins entscheiden zu können oder den Entscheidungspoolen ihres augenblicklichen Empfindes.Sie schwang richtung Norden, um dann sogleich wieder in Richung Süden zurückzufallen, als würde sie dem einen den Rücken kehren, um ihm dann sogleich wieder in die Arme fallen zu wollen.

Mit jedem Schwung, begann wieder etwas Neues, um gleichzeitig etwas zu beenden, obwohl sie den richtigen Start oder das wahre Ende nie wirklich zu Gesicht bekommen schien und wenn doch, dann nur in jenem kurzen Moment, in dem sie auf dem Kehrpunkt für einen winzigen, kurzen Augenblick stillstand. Diese Wendepunkte in ihrem stetig auf und ab schwingenden Leben - als wäre es eine nie ruhende Achterbahn, dass immer wieder aufs neue von verschiedensten Impulsen angestossen wurde - zogen dann jeweils wie eine Zeitlupe an ihr vorbei. Es waren jene Stellen, an denen sie dem Himmel in sein könig-tiefes Blau seiner unbegrenzten Freiheit oder dem Boden direkt in die Wurzeln seiner Standhaftigeit blicken konnte. Aber solange sie diese Wendungen auch auskosten wollte, so langsam diese Zeitlupen an ihr vorüber ziehen schienen, so schnell vergingen sie in Wirklichkeit, um sie dann wieder aufs neue in eine rasante Fahrt vorwärts und bald schon wieder Rückwärts durch ihre ganze Existenz mitzunehmen.

Sie schwang jeweils immer oben auf, daran hatte sie sich über all die Jahre gewöhnt. Sie pendelte und pendelte, als wäre direkt unter ihr, auf dem tiefsten Punkt ihrer Schwungbahn nicht der physikalische Schwerpunkt, sondern eine Wasserstelle, die der Ausgangspunkt für das Feng-Shui des ganzen Spielkomplexes zu schien. An diesem Spielkomplex hing sie an einem Seil, der den seidenen Faden darstellte, der sie schwungvoll am Leben hielt, aber sie dennoch durch Witterung, Bewegung und Alterungsprozess getrieben, jederzeit ins Verderben stürtzen konnte.

Ihre Lebenswelt, an der sie so starkt hing, an die sie sich so fest klammerte, repräsentierte, was sie innerlich nicht empfand. Ihr Leben war kein Spiel. Ihr Leben war ein stetiges Auf und Ab, mit immer wieder von Neuem, überraschenden Richtungswechsel. Und mit jeder Wendung, erhielt sie neuen Schwung und alles begann von vorne.

Mittwoch, 19. März 2014

Licht (Faun)

Der Faun verfiel dem Zauber ganz plötzlich. Das keramikstarre Eis legte sich wie eine porzelanartige Hülle über die Landschaft und vergrub alles unter sich, dass diesem Druck nicht standhalten konnten. Er war schon seit Jahren durch die Länder gezogen, hatte Boote bestiegen, Granitriesen erklommen, idyllisch-grüne Täler durchzogen und wegweisende Strassen Kilometer für Kilometer in sich hineingefressen. Er war über alle diese Jahre lang rastlos glücklich gewesen und war sich sicher, dass seine Zukunft auch ein Spiegelbild von diesem Rückblick sein würde. Er war der festen Überzeugung.

Die Stille frass sich durch die Luft, als würde sie jedes Geräusch in sich einsaugen wie ein schwarzes Loch, in dem mit zunehmender Entropie alles auf rückkehrlose Weise verschwand. Der Faun stand starr auf dem nackten Weiss, als hätte sich die Kälte, dich sich über all die Zeit in seinem Herzen aufgestaut hatte aus seiner Gummizelle gelöst und würde nun durch die Blutbahnen durch seinen ganzen Körper strömen, um dann auf der Hautoberfläche für immer verdampfen. Der Faun genoss dieses Gefühl sichtlich, denn der Anblick dessen, was ihm in diesem Augenblick zu Füssen lag, malte ihm ein Lächeln ins haarige Gesicht, wie wenn sich verschiedenste Kunstformen vereint und als grosse Koalition auf sein Gesicht gestürtzt hätten, um dort ein Werk zu schaffen, das seinesgleichen kopier- und erweiterungsunfähig zu sein gewesen schien. Der Faun war tief in sich drin verzaubert.

Das Rad der Zeit, das in ihm drin unaufhörlich vorwärts tickte, ihn an und weiter trieb, geriet plötzlich ins Stocken. Die Mechanik funktionierte noch einwandfrei, aber der Programmcode hatte sich geändert. In Etwa so, als hätte sich ein unbekannter Virus, als niedliches Lebewesen getarnt, tief ihn im drin eingenistet und seine Antriebswelle, auf dessen schmalen Grad er zu surfen pflegte, geglättet. Als hätte sich ein kleines Stück des weissschimmernden Porzellan gelöst, wäre durch seine Atemwege in seine Lungen gelangt und hätte von dort das Knarren der verschiedenen Zahnreder zum verstummen gebracht, als wäre es ein kleines Stück eines Perspektivenwechsels, der angewiesen war, den Lauf des Lebens zwei Gänge zurückzuschalten. Ein Stück, dass sich anschickte der Krone einen Zacken rauszubrechen, um den Blick hinter den Prunk zu ermöglichen. Ein Stück, dass für sich beanspruchte, woanders das fehlende Teil zu einem neuen Ganzen zu sein.

Der Faun stand verzaubert in der Welt, die er so noch nie betrachtet hatte. Und als der Zauber verflogen war, ohne sich dabei gänzlich aufzulösen, fing er an alles aufs Neue zu entdecken, zu erklimmen, zu durchziehen, zu besteigen und in sich hineinzufressen. Die Räder drehten sich im Kreis, knarrten und knirschten und mahlten den Srand der Zeit durch seine innere Sanduhr. Solange bis deren oberer Raum wieder gänzliche Leere ausstrahlte.