Samstag, 17. Mai 2014

House of cards (Radiohead)

Dame und König standen da, Kopf an Kopf - und schauten sich dabei in die Augen. Sie standen da und starrten ins leere, ohne Zucken im Gesicht. Sie machten gute Miene zu diesem Spiel. Den beiden zu Füssen standen die Bauern, immer zwei, mit ihren Armen und Füssen die königlichen Banner spannend, um dem Hoheitspaar den Halt auf dem Gipfel der hierarchischen Pyramide zu gestalten. Die Basis des Gebildes war gezimmert aus einem Mosaik aus den 9er und 8er Mustern, die standhaft alles auf sich nahmen und über sich ergehen liessen. Nur die 6 und 7 Jährigen waren noch zu jung, um am Regierungsbau zu partizipieren. Sie übten sich aber bereits in diesen jungen Jahren im Stapeln.

Der Turm stand und die beiden Hoheiten regierten von oben herab, gehalten durch ihr Volk und dessen Baukunst. Nichts schien die Idylle zu stören, bis an einem lauen Sommerabend auf einmal der Wind wechslte. Diese Brise hauchte dem stabilen -aber starren - Dasein eine neue Dynamik ein. Am Schluss stiess sie so starch zu, dass das ganze köngliche Kartenhaus in sich zusammenfiel und alles unter sich begrub.

Das Land lag eine zeitlang brach, ohne Lenkung und Führung. Doch dann bildete sich aus dem scheinbaren Chaos, von Menschenhand geschaffen, eine neue Regierungsstruktur. Stabiler und stärker als bevor und dieses Mal auf der Basis des Volkes gebaut. Und die Geschichte begann wieder beim Anfang.

Samstag, 3. Mai 2014

magic (coldplay)

Herbeizaubern konnte er keinen neuen Anfang einer Geschichte, aber wünschen konnte er sich einen solchen immer wieder aufs Neue. Der Vorgang des Wünsches war dabei immer eng mit Hoffnung verbunden. Denn während ein Zauber - meistens sehr schnell - verfliegen konnte, starb die Hoffnung immer erst nach allem anderen. Jedenfalls erhoffte er sich, dass sich die Welt so verhielt. Somit wuchs mit fortlaufender Zeit in ihm das Bewusstsein, dass er sich zwar der Magie hingeben konnte - er hatte dafür auch ein Verlangen -, diese aber jeweils immer nur aus dem Moment entstand, aus der Geschichte, die entstand, selbst - vom Anfang bis zum Ende. Er spielte daher in diesem Ganzen nur eine passive Rolle, er war Zuschauer und Verbraucher der enstandenen Magie, er hatte aber keine aktive Kontrolle über dessen Entstehung. Alles was er konnte, war sich die Magie einer neuen Geschichte herbeizuführen.

Die grosse Kunst des Wünschens war, sein Begehren und Verlangen nicht an Erwartungen zu koppeln. Zu starke Konturen und Führungslinien bei Wünschen verleiteten meistens schnell an der Konkretheit aktiv nachzufeilen - als wäre es ein Zauberkasten, in dem man sich bediente einer Werkzeugkiste gleich. Denn Zauberei ist Ilusion und Grenze zum Schein, Trug und Lug vermischt sich über ein Kontinuum, dessen Pole sich durch diesen Vorgang überlappen können. Manchmal werden sie sogar deckungsgleich. Er kannte diese Gefahr, die sich hinter der Zauberei verbarg, es war schwierig dem Verlangen danach nicht zu erliegen.

Wünschen war ganz anders, Wünschen war Magie. Diese Magie kam ohne Trick aus. Diese Magie entstand intrinsich und wurde nicht extrinsisch erschaffen. Und nur dies war die wahre Magie einer Geschichte, die wundervolle Magie des Moments. Und da er sich immer und immer wieder im wünschen versuchte und hartnäckig daran übte, wurde er mit den Jahren zum Magier.

Er wünschte sich immer wieder aufs Neue einen Anfang einer Geschichte und jedem Handlungsstrang akribisch folgend, endeckte er immer wieder aufs Neue die Magie, die daraus entstand.