Mittwoch, 28. April 2010

von der Linie und vom Kreis (oder von neuen Ausrichtungen des Lebens)

Die Linie war im grundegenommen schnurgerade, eigentlich hab es an ihr nichts auszusetzen, sie war straff, verlief immer demselben Punkt vor Augen einem Ziel folgend in dieselbe Richtung. Immer und immer wieder, so schien es jedenfalls. Die Linie war nicht sonderlich auffällig, doch war sie trotzdem aufgrund ihrer geradlinigen Art in ihrer Weise markant. Dinge, welche sie anmerkenwollte, zeigte sie gerade aus, Dinge, welche sie hervorheben wollte, unstrich sie mit einem schlichten, aber deutlichen geradem Strich und Dinge, die ihr unwichtig erschieden, die ignorierte sie mit einer ihrer ersten, geraden Linien einfach. Die Linie war im grundegenommen schnurgerade, und eigentlich, eigentlich gab es an ihr überhaupt nichts ausszusetzen.

Das Leben der Linie verlief in einer Bahn, demselben Grund und Zielpunkt folgend, die ganze Zeit. Das Leben der Linie zeigte keine Abweichung, zeigte keine auch nur winzigste Veränderung in der eingeschlagenen Richtung. Dieser schlichte, aber für sie wichtige Linienzug gab ihr Sicherheit. Die Linie wusste so immer woher sie kam und wohin sie zugehen hatte, sie kannte an jeder Stelle ihre Vergangenheit und Zukunft und sie wusste, wohin sie gehen wollte oder wohin sie mit ihrer markanten Schlichtheit geführt wurde.

Der Kreis war im grundgenommen ein perfektes Rund, eigentlich gab es an ihm nichts auszusetzen, sein Kurve war perfekt gewölbt, verlief in der exakten Kreisbahn, um immer und immer wieder sein Ende, beziehungsweise seinen Anfang vor Augen zu halten, so schien es Jedenfalls. Der Kreis war nicht sonderlich markant, doch war er trotzdem aufgrund seiner kreisrunden Masse auffällig. Bei Dingen, welche er anmerken wollte, drehte er sich im Kreis, Dinge, welche er hervorheben wollte, umkreiste er elegant und Dinge, die ihm unwichtig waren, liess er überhaupt nicht in seinen Kreis.

Das Leben des Kreises verlief im Kreis, immer wieder seinem Anfang, beziehungsweise Ende folgend und somit von Neuem beginnend, die ganze Zeit. Der Kreis zeigte keine, auch nur winzigste Veränderung in der eingeschlagenen Richtung. Diese schlichte, aber für ihn wichtige Kreislinie gab im Sicherheit. Der Kreis wusste somit immer, was in im nächsten Augenblick erwartete, was ihm wiederfahren ist und was ihm noch wiederfahren wird. Er kannte seine Zukunft und seine Vergangenheit, und wusste, das Vergangenes im Augenblick nach dem Moment in der es geschaffen wurde wieder Zukunft geworden ist

Viele Jahren zogen Linie und Kreise auf diese Weise seinen Kreis und ihre Linie, bis die Linie eines Tages an den Kreis stiess, ihn aufbrach und beide zu einem Ganzen verflossen. Zu einem Ganzen mit verschiedenartiger Vergangenheit, einer Gegenwart, die immer wieder eine neue Richtung einschlug und einer ungewissen Zukunft.

Verbildlichung 4

Freitag, 9. April 2010

Donnerstag

Donnerstag! Es war nicht Donnerstag... oder besser, er wusste nicht genau obs Donnerstag war, er wusste eigentlich überhaupt nicht welcher Wochentag gerade war, es war ihm auch egal, es war Donnerstag... für ihn gab es in jenem und diesem Augenblick nur Donnerstag.

Donnerstag war nicht irgend ein Tag, Donnerstag war nicht gewöhnlich, Donnerstag war nicht das vierte Rad am Wagen des sich drehenden Wochentournaments... Donnerstag war anders, Donnerstag war mehr, viel mehr sogar. Er verband Donnerstag mit etwas, dass für ihn dem Wort "Magie" gleichzusetzen war, Donnerstag war beührend, überraschend, fordernd und immer wieder aufs neue fesselnd und doch einfach lebenswert.

Donnerstag war nicht Donnerstag, Donnerstag war anders. Er verband den Donnerstag mit allerlei Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirrten und diese Gedanken verbanden ihn mit Donnerstag... auf eine Weise, die er sich irgendwie (noch... zu diesem Zeitpunkt jedenfalls) nicht erklären konnte, nicht wirklich erklären wollte, aber doch nach einer Begründung bedürfte... er liebte Begründungen und wollte daher ergründen...

Donnerstag war urplötzlich aufgetaucht... und Donnerstag war anders. Donnerstage hat es schon immer gegeben, Donnerstage waren für ihn bisher in seinem leben allgegenwärtig, aber genau so unscheinbar im Vergleich. Dieser Donnerstag, exakt derjenige, der aus dem nichts kommend schien, dieser Donnerstag war mehr.

Donnerstage zogen bisher an seinem inneren Auge vorbei, Donnerstage schienen, nun zurückblickend, fürher gänzlich und alleine einen Übergang zwischen Mitte der Woche und der Vorfreude auf freie Tage zu definieren... frühere Donnerstage schienen in Anbetracht der augenblicklichen Verschiebung des Gefüges nur so dahin vegitiert zu haben, glanz-, überraschungs-, spannungs-, zusammenfassend zu beschreibend als leblos. Er lebte, das war ihm nun bewusst, die Donnerstage nicht, genau so wenig lebten sie ihn, sie ertrugen einander... ertrugen einander als gezwungene Symbiose, geschaffen auf einem Konstrukt, das dem Leben einen Rahmen geben sollte, das Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit pointieren sollte, ein leeres Konstrukt bisweilen... bis zu diesem Augebenblick, bis zu diesem Donnerstag.

Er mochte diesen Donnerstag, er mochte nur diesen Donnerstag und er begann, langsam und zögerlich, immer noch getragen von einem gewissen Misstrauen, aber dennoch mehr und mehr, den Donnerstag zu leben. Denn Donnerstag war anders.

Er sehnte sich schon bald nach Donnerstag und bereits nach einer Woche, nach ein paar Wochen war Donnerstag noch viel mehr... zur augenblicklichen Gegenwart und überraschender, sowie ungewisser Zukunft gesellte sich die Vergangenheit. Donnerstag schuf Sinn...

Er liess diesen Donnerstag ihn leben... und er lebte diesen Donnerstag... mehr und mehr!