Dienstag, 12. Juni 2012

Steinberge

Sie war schon lange gewandert und hatte viel gesehen. Sie hat verschiedene Länder und Kulturen besucht und dabei die ganze Welt umreist. Sie war an Stellen, von denen sie nicht mal im modernsten Geographiebuch gelesen hatte und sie hatte jedes Buch gelesen, das es über Länder, Flüsse und geologische Gegebenheiten zum Druck geschafft hat. Sie hat diese Bände, Seiten und Bilder richtigerweise gewälzt, von links nach rechts und rechts na links, wie ein Blatt im Wind aber ohne dabei ihre eigentliche Linie zu verlieren. Sie war sich sicher, sie habe nun alles gesehen, mit ihren Füssen alles be- und getreten und über alles, was es sich aus ihrer sicht lohnte gegangen. Sie musste nun weise sein, da war sie sich sicher. Und so wanderte sie weiter, in völliger Überzeugung, sie wäre jetzt auf dem Rückweg, denn der wer schon so weit gekommen ist, der ist bei jedem weiteren Gange auf dem Rückweg. Dieser Philosophie folgte sie jedenfalls.

Sie machte Schritt um Schritt vorwärts, Tag für Tag und durch Jahr und Jahr. Bis sie an jenem Tag vor den Steinbergen stand und nicht weiter wusste. Und doch ging sie Weiter und bestieg Gipfel umd Gipfel, die Steinberge schienen aber endlos. Nach jeder Kante, nach jeder scharfen Kurve, mit der sie ihrem Weg wieder eine andere Wendung zu geben schien, nur um zu täuschen, mit jedem blinden Sprung ragte der nächste Gipfel vor ihr auf. Als würden diese Steine sich ihr immer wieder aufs Neue in den Weg stellen. Sie war verzweifelt und ratlos, sie dachte eigentlich sie hätte alles gesehen und erlebt und daher gab es nur eine, wirklich logische Erklärung für diesen Sachverhalt. Jemand musste Berge versetzen können... und mit dieser Erkenntnis ging sie einige Schritte zurück, Stieg von der Höhe hinunter und stetzte ihre Füsse wieder auf den Boden, der ihr eine ganz neue Tatsache zu zeigen schien: Vor ihr öffnete sich das Land in die Weite bis zum Horizont. Und da wusste sie, was zu tun war. Sie lief los und entdeckte die Welt.


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