Dienstag, 15. Oktober 2013

we're not gonna be the same again (Peter Kernel)

Sie warf sich auf ihrem Bett zurück und streckte sämtliche Extremitäten von sich. Mit geschlossenen Augen liess sie alles, was sich durch ihre Gehirnwindungen drehte fliessen und sie glaubte sich sicher zu sein, dass die - in ihr aufströmende Wärme - der Energieproduktion dieses Vorgangs zuzuschreiben war. Es war genau richtig so, es war gut.

Die eisige Dunkelheit vor ihrem inneren Auge, wechselte schon bald den Aggregatzustand - jedenfalls auf ihrer Metaebene - und ergoss sich als langsam dahinfliessender Film durch das geschaffene Loch in ihrer aufgestauten Blockade. Sie hatte lange nach dem richtigen Werkzeug gesucht, um den Wall zu druchbrechen, der sich langsam - und anfangs ubemerkt - um sie herum aufgetürmt hatte. Sie hatte für eine gefühlte Ewigkeit aber die eigene Handlungskontrolle verloren.

Der Wall wuchs nicht nur in die Höhe, er dehnte sich auch in die Breite aus, schuf schon bald ganze Gassen und schmale Wege, die zwar ein laufen nicht verunmöglichten, aber doch ein beengendes Gefühl erschufen. Sie irrte endlose Stunden durch duch das lange Labyrinth, sie bog ganze Tage um die Ecken und sie türmte Jahre - ohne dass sie das gewollt hätte - zu neuen Mauern. Sie hatte sich verirrt, aber nicht verlaufen. Dafür bewegte sie sich zu wenig, sie befand sich vielmehr die meiste Zeit im Stillstand, aber sie hielt sich auf Irrwegen auf und schuf mit jedem Gedanken einen Neuen.

Sie weinte auf Papier, sie dachte sich von der Vergangenheit in die Zukunft, sie versuchte Erinnerungen zu versetzen, sie stapelte neue Hoffnungen und sie tätowierte sich dies alles direkt von der Seele tief in ihr Herz. Aber sie fand kein Werkzeug, die Mauern zu druchbrechen, zu massiv waren die Steine, die ihr in den Weg gelegt waren, zu uneben und unruhig die hochtürmenden Barikaden, die ihr so die Sicht zur Sonne am vertikalen Horizont verunmöglichten.

Sie warf sich im Bett zurück und streckte Arme und Beine weit von sich. Der Augenblick war gut und dauerte für ihre Ewigkeit. Sie wusste, sie hatte nicht fliegen gelernt, aber nun das Klettern entdeckt und somit den nötigen Überblick für die Zukunft gewonnen, der ihr den Blick in die Horizontale zurückgab und noch weiter darüberhinaus  ermöglichte. Sie stand - liegend auf ihrem Bett - wieder da, wo alles begonnen hatte. Aber sie, sie hatte sich gewandelt.

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