Sonntag, 5. April 2009

Nela sang

Nela sang gerne. Nela sang viel. Wenn Nela sang, dann sang Nela alte Weisen, alte Weisen von Weisen in weiten, teils wilden, Ländern. Nela wusste es zu singen, Nela wusste wie man Weisen singt, Nela sang eigentlich nicht nur, sie zauberte, bezauberte gar ihr Publikum beim akustischen Widerspiel ihrer Weisen. Nela sang. Nela sang jeweils alleine wenn sie Weisen sang, Nela sang oft, Nela sang immer dann, wenn es ihr Gemütszustand zu liess oder wenn ihre innere Unruhe sie dazu trieb zu singen... sie sang, wenn sie traurig war, sie sang, wenn ihr dazu zu Mute war, sie sang, wenn in ihr das Gefühl aufstieg, andere bräuchten sie, dann jeweils, dann sang Nela, dann sang sie, für sich, für andere, für jeden der ihr zuhören wollte, dann sang Nela Weisen. Nela sang gerne. Nela kleidete sich nicht speziell zum Singen, Nela trug trotzdem aber während dem Singen gerne weiss, Nela sang gerne in weiss, wenn sie Weisen sang, weiss gab ihr ein gutes Gefühl. Nela sang, Nela sang oft, Nelas Gesang war nur schwer aufzuhalten, war es primär, dass man Nelas Gesang auch nicht aufzuhalten brauchte, ihre Weisen waren weise und nicht von offensichtlicher oder unbewusster Gefahr, Nelas Gesang war stetig, Nelas gesang war wie Tag und Nacht, wie Vogel und Fisch, wie Berg und Tal, wie Holz und Stahl, war sanft, war hart, kurvte, um sich weder in schnurgeraden Linien zum Ende hinzubewegen, schlurfte und trödelte dahin, um im nächsten Augenblick in einem wahren Geschwindigkeitsrausch auszubrechen und an sich vorbeifegen zu lassen, was am Rande der Musi zu stehen schien, Nela riss mit ihrem Gesang jeden mit sich, Nela riss sie mit sich, Nela schloss die Zuhörer mit in ihre Musik, Nela nahm jeden mit der ihr zuhöre, Nela nahm sie mit, Nela nahm alle mit in ihre Weisen. Und niemand, niemand der sie je gehört hatte, kehrte wieder um vom Inhalt ihrer Weisen berichten zu können. Nela sang gerne.

Eines Tages, so sagt man, sang sie wieder, sang und sang ohne Unterbruch und ohne nur die kleinste Atempause einlegen zu wollen, so schien es, sie sang und sang. Nela sang eine ihrer Weisen, so sagt man, und dies zum letzten Mal. Sie hat sich während dem singen aufgemacht, während dem singen ihrer Weisen hat sie sich an diesem Tag zum ersten Mal auf Reisen begeben und sie kehre nicht mehr zurück, so sagt man. Denn, sie kam, singend, an den Fuss des hohen Berges, der das kleine Land, das die Heimat von Nela war, überragte und sie bekomm, ihre Weisen singend, den Berg. Sie setzte sich, so sagt man, auf den Gipfel, hielt inne, schwieg zum allerersten Mal an diesem Tag, holte tief Luft, zum allersten Mal an diesem Tag, um ihre allerletzte Weise mit voller Wucht in die Landschaft zu trällern... und dann wollte sie auf das Echo warten. Nela sang gerne, Nela sang Weisen und Nela hörte an diesem Tag zum ersten Mal ihre eigenen Worte.

Niemand hat Nela je wieder gesehen, aber an kalten und nebligen Wintertagen, so sagt man, wenn der Wind über die Hügel, Wälder und Täler zieht, wenn das Grau alles andere in mattes Nichts verwandelt, an solchen Tagen, so sagt man, hört man oben auf dem Gipfel, im Gesang des Windes, den Gesang von Nela, dann hört man Nela singen und Nela sang gerne, Nela sang viel und wenn Nela sang, sang sie Weisen.

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