Samstag, 7. September 2013

the worse things happen at sea (frank turner)

Sie waren mit einer bestimmten Intention zu dieser Reise gestartet. Alles habe sie dafür hinter sich gelassen, im wahrsten Sinne des Satzes, und sie sind einfach los gesegelt, den Blick zum Horizont gerichtet, der wie ein endloser Balken das Schwimmbecken begrenzte, das von nun an ihre Welt sein sollte. Sie waren der sicheren Überzeugung, dass es schlimmer niemals werden könnte. Das Meer lehrte sie aber eines besseren.

Es waren sieben Wochen vergangen, als der Unmut das erste mal mit voller Kraftzuschlug. Schon vorher hatten sie dann und wann starken Wellengang zu überstehen, dieser Sturm war aber kräftiger, als alles, was sie sich vorher je zu ertäumen wagten. Von solchen Dingen träumt man nicht freiwillig. Die Gischt vernebelte alle ihre Sinne und legte sich wie ein feiner Film über ihre Persönlichkeiten, als wolle sie einschliessen, verpacken und versiegeln, was nie mehr zur Aussenwelt dringen  sollte. Sie diskutierten dennoch weiter.

Die Sicherheit der ersten Tage, wich der Angst vor dem nahen Aufprall nach dem Fall. Und der Fall dauerte an. Die Anmutung mit dieser Reise, alles aus eigener Kraft ändern zu können, erwies sich als ein Hirngespinst, das so dicht gewoben war, dass sie sich selber nicht mehr daraus befreien konnten. Nur merkten sie dies damals noch nicht, als sie die Leinen lösten und ohne nochmals einen Blick auf das zu werfen, was sie bereits angerichtet hatten, auf die See hinauszusegeln, um all dem zu entkommen und unter sich die Weltordnung neu zu regeln.Worte sind zwar der Kommunikationsträger, die Veränderung beginnt aber beim Umdenken. So diskutierten sie all ihr breites Wissen übers Segeln, übergingen aber dabei mögliche Kursänderungen.

Sie waren zu acht als sie am achten Tag in der achten Woche auf Grund liefen. Das Schiff stand still, obwohl sich von Anfang an nichts mehr bewegte. Die Wellen schlugen grösser, die Wolken türmten sich zu grossen Pilzen und der Himmel zeigte dem Tag sein tiefstes Schwarz - von Minute zu Minute stärker. Nach zwei weiteren Stunden spülte die letzte und grösste Welle alle acht von Bord und zerbarst das Schiff in seine Einzelteile.

Das Meer lag ruhig und glatt, als hätte es nie Wind gegeben, als Jahre später ein nächstes Boot ins Weite hinaus segelte. Die schlimmen Dingen geschehen auf See.


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