Samstag, 2. November 2013

shooting up sunshine (reptile youth)

Er nahm seine Cherokee Full Size, betätigte den Spannbügel, zielte zum Himmel und drückte ab. Blutrot färbte sich der Himmel, während die Sonne, getroffen mitten in ihr Herz, langsam in Richtung Horizont sank. Was folgte, war absolute Dunkelheit.

Die Dunkelheit, so überraschend sie das Zepter übernommen hatte, fühlte sich aber schon bald in ihrer Rolle unwohl. Sie war sich eigentlich gewohnt, alle 1-24 Stunden ein wenig ruhen zu können, je nach dem wo auf der Erde sie sich gerade aufhielt. Nun aber musste sie ungeheissen und plötzlich einen Vollzeitjob übernehmen, für den sie weder Vertrag, noch die Kompetenz besass. Sie fühlte sich überfordert aufgrund dieser Situation, was - wäre sie die Sonne gewesen - wohl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Burn-Out zur Folge gehabt hätte. Sie war aber nicht die Sonne und für Schwarzseher wie sie eine war, gab es noch keine jobbezogene Krankheitsdiagnose.

Die Dunkelheit versuchte sich mit der Situation zu arrangieren, sie versuchte das Beste aus der Situation zu machen und sie versuchte sich mit verschiedensten Tätigkeiten abzulenken. Aber alle Tätigkeiten - die sonst als beruhigend und entspannend gelten - endeten entweder in Schwarz-Malerei, Black-Metal Musik oder der Entstehung von schwarzer Magie bereits nach den ersten Zeilen jedes beliebigen Buchs. Die Welt hatte die Farbe verloren, als wäre sie von einem schwarzen Loch geschluckt worden. Doch, noch war ihr Weiterbestand gewährleistet und genau dieser Zustand war die Sisyphusarbeit im Leben der Dunkelheit.

Die Dunkelheit versuchte die Situation zu verändern, sie versuchte Licht ins Dunkel zu bringen und versuchte ihr Innerstes zu durchleuchten. Aber alle Anläufe - die sonst als zur Erleuchtung führend gelten - endeten entweder in religiösem Fanatismus, als luftverschmutzender Feinstaub oder als esotherischer Okultismus auf dem Jahrmarkt und trotz der Glaskugel liess sich die Ruhe nicht vor sich hin schieben. Die Welt gewann durch diese Tätigkeiten stellenweise zwar an Licht, folgte diesem aber dann jeweils blind, als würde sie in der Trance eines Nahtodzustandes ohne darüber nachzudenken dem Licht am Ende des Tunnels entgegen treten und sich somit vollends aufgeben. Doch, noch war ihr Weiterbestand gewährleistet und die Welt wurde nicht einfach besser, nur weil sie sich drehte.

Die Dunkelheit war der Verzweiflung nahe als ihr eines dunklen Morgens die rettende Idee kam ...

Er nahm seine Cherokee Full Size, betätigte den Spannbügel, zielte zum Himmel und drückte ab. Pechschwarz wie Teer wurde alles, was noch ein wenig Leuchten gespendet hatte, während die Dunkelheit, getroffen mitten in ihr kaltes Herz, langsam im Nichts verschwand. Was folgte, war die Wiedergeburt des strahlenden Sonnenscheins, ausgelöst durch die Abwesenheit der Unausgewogenheit der Realität ...

Die Sonne, so überraschend sie das Zepter übernommen hatte, fühlte sich aber schon bald ....

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