Sonntag, 8. Februar 2009

Verrückt

Er war eigentlich auf alles vorbereitet, immer, er war die Organisation in Person, die Verkörperung der tabellarische Ordnung, das Orakel der zeitlichen Termini, das ein und alles, wenns darum ging, einen Plan zu haben. Er hatte eine Liste, er hatte für alles eine Liste, er hatte eine Gelbe, einge Grüne, eine Blaue und auch eine Schwarze, grundsätzlich ein ganzer Regenbogen von Listen, der seinen Ordnerschrank in eine eigenartige Schimmer- und Lichtkomposition versetzte. Diese Listen waren in einem Register aufbereitet, digitalisiert, aber auch von Hand auf Karteikarten vermerkt, sie waren alphabetisch geordnet und nach grösse sortiert, sie waren Wort um Wort von Seite zu Seite ausgezählt und durchgedacht, sie besassen nichts, was man hätte bemängeln können, weder Fehler in Orthographie noch Korrekturen oder Abedeckkennzeichnungen. Es war alles so, wie es sein musste und es war alles ebenso, wie es sein würde, dachte er jedenfalls.

Er war eigentich immer auf alles vorbereitet, eigentlich, er brauchte auch keinen Glauben, jedenfalls keinen Glauben an das Schicksal, er wusste ja bereits vorher, was später passieren würde, er hat sichs schliesslich so zurecht gelegt, hat es so geplant, bis ins kleinse Detail durchgedacht, um anschliessend wieder und wieder darüber zu reflektieren. Er brauchte so keinen Glauben, er glaube nicht, er war, was sein SEIN anging und im weiteren Sinne auch sein WIRD, vorbereitet und somit allwissend. Er war aber nicht Gott, an Gott hätte man geglaubt, an ihn musste man nicht glauben, denn er glaubte auch nicht an andere, er vertraute, er vertraute einzig und allein in sein System.

Er war eigentlich immer auf alles voerbereitet, auf alles, und diese Bezeichung kannte bei ihm keine Grenze sie wuchs mit den Jahren ins unendliche, dehnte sich wie das Univerum auch immer weiter aus, musste sie, musste er doch für alles gewappnet sein, nur so musste er nicht glauben. Er war kein Hellseher, er war nur einfach gut vorbereitet. Und seine Welt war fest, war unverrückbar auf beiden Beinen, war ein Fels in der Brandung. Er war sich seiner Sache eigentlich absolut sicher...

... eigentlich...

...aber er hatte die Rechung ohne Sie gemacht, er hatte diese Variable nicht eingerechnet, hat ihre residuale Komponente ausser Acht gelassen, hat ihr keine Beachtung geschenkt, wollte es nicht, mied es und so traff es ihn an diesem morgen im März noch viel heftiger, war eine Ohrfeige mitten ins Gesicht, ein Aufprall flach gegen die Wand. Sie war anders, sie war wie ein Wirbelsturm, der seine Listen ducheinander wirbelt, sie war ein Erdbeben, das seine Ordner aus der Fassung brachte, sie war die heisse Luft, die seine Tinte austrocknen liess, sie war der Virus auf seiner Festplatte, sie war das Feuer, dass Kalenderblatt um Kalenderblatt verschlang, sie war es, die seine Pläne so plötzlich durchkreuzte, sie war das Eis, dass den Fels von innen heraus zum bersten brachte und sie war es, die seine, auf den Punkt durchdachte Welt, um eine Einheit verrückte.

Sie brachte ihm seinen Glauben zurück. Und er glaubte wieder... an sie.

Keine Kommentare: