Sonntag, 1. Dezember 2013

nothing else matters (metallica)

Das Fenster stand offen und ich schaute in den Regen. Die tropfen bildeten auf dem warmen Asphalt kleine atomartige Pilze, als wäre sie gerade erst von all diesen fligenden und schwirrenden Bombern abgeworfen worden, die überall in dieser warmen Sommernacht der ganzen Stimmung einen leisen, aber dauerenden Summton verliehen. Es roch überall nach Sommer, ein Gemisch von warmen, aufgewärmten Teer, dem sommerlichen Faulen von Blättern und einer - wie einem durch den Tag angestauten Cocktail von Glace, Grill-Steak und Sonnencreme - triefenden Luft. Icch nahm einen tiefen Zug, als wollte ich diese gänzliche, klischée-volle Sommeridylle auf einen Schlag inhalieren. Überdies trug ich weder Hammer noch Stock mit mir, noch war ich wirklich im Stande mit meiner flachen Hand diesen Fliegen was zu Leide zu tun.

Ich stand am Fenster und die Zeit zog vorbei. Dem Sommer folgte der modrige, aber nicht minder farbige grauton des Herbstes, dessen Pastellfarben sich aber immer wieder durch die sinkenden Sonnenstrahlen von neuem anschickten, die Welt in eine Villa-Kunterbunt zu verwandeln ... nur die Vögel zogen fort, weiter südlich, auf die nächsten sommerlichen Atom-Pilze plangend.

Ich stand am Fenster und schaute in die Kahlheit der Welt, die sich langsam unter dem beruhigend-weissen Dach des ersten Schnees schlafen legte. In dieser Landschaft wurden leere Worte genau so absorbiert, wie jeglicher Lärm, der überall um Alles oder Nichts entstand. Es war als stände die immerwährend drehende Kugel still - wartend auf den nächsten Atemzug, der ihr wieder einen Ruck geben würde. Es war als lag die Welt jedem zu Füsschen, der seine Spuren in der weissen, unberührten Weite hinterlassen wollte. Das Einzige, was sich dauernd regte, war die Atemluft, die bei jedem Atemzug neue, rauchartige Wundergestalten in die klirrende Kälte zauberte ... wie beispielsweise pilzartige Wolken in einem Wintermärchentraum.

Ich stand am Fenster und sah dem wiedergebohrenen Frühling zu, der sich wie eine ausgesetzte Bakterienkolonie durch die restlichen Schneeflächen frass und hinter sich nichts als saftige Grünflächen hinterliess. Und mit zunehmendem Frühling kamen nach und nach auch die Schweissausbrüche, die Ungeziefer und die beklemmende Hitze zurück. Das Herz rasste, war aber voller Unsicherheit ob der Zukunft oder dem gegenwärtigen Moment. Der Sonne war dies egal, denn sie erklomm unbeirrt ihre Leiter, Stufe um Stufe, um schliesslich auf dem höchsten Punkt ihre ganzen Stahlen durch die pilzartigen Wolken zu schicken und immer und immer wieder von neuem den Kreislauf der Welt zu bilden.

Das Fenster stand offen und ich schaute in den Regen. Die Atom-Pilze waren gewachsen. Alles war wieder auf Anfang, obwohl es sich ständig im Wandel befand ... und alles bewegte sich dennoch unbeirrt fort ... nur die Vögel blieben stumm.

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