Mittwoch, 1. Januar 2014

Starting over (John Lennon)

Immer dann, wenn die Blätter im Wald und die Blätter am Kalender um die Wette fielen, bis sich nur noch das kahlgeschlagene Skellett der Baum und Kartonstrukturen zeigten, fing er an seine Gedanken zu stapeln. Er liess seinen inneren Suchlauf starten und durchkämmte nochmals alle seine Erinnerungen der vergangenen Zeiten, die sich an gewissen Stellen tief in seiner Seele vernarbt hatten. Er krazte jeden Fetzen zusammen, sortierte diese und häufte sie thematisch zu grossen, mentalen Bergen. Und er wusste, das war der Moment, in dem er diese Berge versetzen musste, um Neues einpflanzen zu können und um der Sonne die Möglichkeit zu geben, die neu gesprossenen Hoffnungen und Wünsche mit ihrem Licht zum gedeihen zu bringen.

Immer dann, wenn sich die Steinböcke auf den gehäuften Gedankenbergen durch den Schnee sulten, ihre Spuren hinterliessen, wie wenn sie einzelnen Erinnerungsstücken noch tiefere Eindrücke verleihen wollten, fing er an seine Gedanken durch die verschiedenen Persönlichkeiten zu paraphrasieren. Er liess seinen metaphorischen Stift durch über die weissen Seiten gleiten, er notierte sich jede Einzelheit, die er noch zusammenkritzeln konnte und er versuchte diese verschiedenen Stücke zu einem ganzen zu türmen. Alles dafür, damit er sich nochmals in den Gängen, die zwischen den Zeilen entstanden, verlieren konnte und damit er sich als Minotaurus in seinem eigenen Labyrinth hoffnunglos verirrte, um dann schlussendlich besiegt und erlöst zu werden.

Immer dann, wenn sich die Zeit des Jahres die Nächte dehnte und der Dunkelheit damit eine gewisse Macht über den Tag verschuf, immer dann, wenn sich die Schatten im Mondlicht anstelle der Sonne aus ihrem Schlummern erhoben, fing er an in alten Gruben zu graben, entfernte Winkel zu besuchen, um dann dem Ganzen und sich selber die Möglichkeit zu geben, alles ruhen zu lassen. Daher mischte er sich sich mit aller Vorstellungskraft einen Gedankencoktail, ein mentales MDMA-Rezept, das ihn zu Beginn stimulieren, aufputschen und vorantreiben sollte, dessen zweite Phase aber dann eine sediative Wirkung eines Narkotikas haben sollte. Die depressiven Spätfolgen nahm er dafür in kauf, solange sie sich nicht zu einem mehrlagigen, schwarzen Tuch schichteten, die sich wie eine Zwangsjacke über seine inneren Berge legten und somit dem ganzen Lebensraum die Luft zum Atmen abschneiden würde.

Immer dann, wenn die Grobunterteilung eines gregorianischen Kalenderjahres zum siebten Mal über die volle Distanz ging, fing er an mit der Meeresbiologie seiner Gehirnfauna auf Konfrontation zu gehen. Dies mit der Hoffnung, diesmal nicht als Frack wiederum Schiffbruch zu erleiden. Er holte alles aus seinem Gegner heraus, Ritt die Pferde bis zur Front, auch wenn es dazu temporale Umwege bedurfte, er krümmte die Vergangenheit in seiner inneren Uhr um die Ecken und wickelte den roten Faden entgegengesetzt um seinen eigenen Finger, um wieder neues Garn für die Stickkunst seiner Zukunft zu haben und ebenso die Kontrolle zu besitzen, sich diesmal nicht selber hinters Licht führen zu können.

Aber dieses Mal war alles anders. Dieses Mal schaltete er die Sprinkleranlage seiner Selbstkontrolle aus, krallte sich an das letzte Stück Glut, dass den Überrest seiner lodernden Flamme darstellte und brannte die ganzen Berge nieder, um mit der Asche den Boden zu düngen, auf dem seine neue Hoffnung keimen konnte.

Der entstehende Rauch benebelte seine Sinne, liess ihn durch seine Geschichte taumeln und die Glut brannte die Essenz des ganzen bisherigen Seins tief in alle Facetten seines Wesens. Dies schuf die Basisstruktur des Deckumfangs, die die noch ungeschriebene Worte zusammenhalten sollten. Als er am nächsten Morgen erwachte, standen die Bäume immer noch nackt vom Waldrandher aufgereiht. Der Kalender begann aber wieder mit dem obersten Blatt seiner Hochstaplerei. Dies diesesmal aber nicht nur als ein Neubeginn in einem wiederkehrenden Zyklus, sondern als erste, frische Seite in einer neuen, unendlichscheinenden Geschichte.



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