Sonntag, 7. Juli 2013

Liebesbrief

Sie schrieb das erste Mal einen Liebesbrief. Und auch wenn es dafür keine Regeln gibt, liess sie den Stift mit absoluter Achtsamkeit und Sorgfalt über die Zeilen gleiten. Jedes Wort war wohl überlegt, nichts überliess sie dem Zufall. Sie steuerte jedem ihrer Sätze volle Aufmerksamkeit bei, lass jeweils einen abgeschlossenen Abschnitt nochmals, um den nächsten auch wirklich darauf anzupassen zu können. Es war ein kleines Meisterwerk, an Perfektion fast gar nicht zu übertreffen. Sie hatte Hühnerhaut, als sie den Brief nochmals las. Satz für Satz begann sie mehr zu schaudern. Und weil bei solchen Bekennungsessays das Eibenlob keinen unangenehmen Duft versprüht, roch ihre Wohnung immer noch nach ihrem eignen Geruch, den er so mochte....und der einer der Gründe für die Worte auf dem wohlausgesuchten Papier waren.

Als sie fertig gelesen hatte, überlegte sie nur kurz, knüllte das Papier dann zusammen und warf es als 25-teiliges Puzzle in den Müll. Die nächste Version war in zwanzig Sekunden geschrieben und enthielt genau drei Worte.

Als er es las, spürte er die tiefe gegenseitige Verbundenheit ... weit in sich drin.

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