Sonntag, 7. Juli 2013

Tunnel

Es war tief in der Nacht als sie sich zum 1. Mal den Tag herbei wünschte. Dastehend, mit den Gedanken zwischen Stuhl und Bank hängend, sehnte sie sich wieder zurück ins Licht am Ende des Tunnels. Erst jetzt wusste sie, dass ein Richtungswechsel auf dieser Strasse nicht die beste Entscheidung ihres Lebens war. Es war ja keine Handbremswendung, sie dachte sie hätte sich das gründlich überlegt, doch schienen ihre Intuition und Selbstwahrnehmung, wie so oft einen Strich durch die Rechnung zu machen. Und dabei war sie doch noch nie berechnend gewesen, so glaubte sie jedenfalls, und fühlte sich in diesem Moment wie eine Atheistin des eigenen ICHs und ÜBER-ICHs zu gleich. Ihr Homunkulus muss wohl einen Betriebsfehler gehabt haben oder sie hatte vielleicht einfach das Update verpasst. Sie hoffte auf auf einen allgemeinen Neustart.

Sie machte ein paar Schritte vorwärts und versuchte die Dunkelheit auf ihre Seite zu ziehen, als wäre das Schwarz der letzte Vorgang, der das Ende dieser Vorstellung anzeigte. Ein Drama Widerwillen. Mehrmals Griff sie ins Leere und trotzdem geschah nichts.

Sie blieb wieder stehen, war sich aber gleichzeitig nicht sicher, ob sie nicht schon seit geraumer Zeit stand., als wäre sie die Welt in ihrem eigenen heliozentrischen Weltbild, um die sich nur die eigenen Gedanken drehten. Nicht einmal einen Schattenwurf konnte sie noch erkennen, das Licht in ihrem Rücken schien also langsam kleinder zu werden und die Welt um sie herum versank mit ihm im Nichts. Und sie liess los und fiel ins bodenlose, hoffend doch irgendwann aufzuprallen.

Es war mitten am Tag, als sie erwachte, zusammengekauert daliegend mit den selben Kleidern wie am Tag zuvor und im Zentrum des Raumes, zwischen Stuhl und Bank. Die Sehnsucht war verflogen, ebenfalls auch die Dunkelheit, und hinterliess eine absolute und gründliche Leere.

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